Bypassanlage im Gehirn / EC-IC-Bypass – Die Operation (Teil 1)

Vorbereitung zur Operation: Der Anästhesist bespricht mit dem Patienten am Vortag der Operation die Vorgaben bezüglich Nüchternheit und Medikamenteneinnahme. Es erfolgt dann in Narkose eine Teilrasur der Haare im Schläfenbereich.

Narkose: Es erfolgt eine Vollnarkose mit oraler Intubation, die Anlage eines zentralen Venenkatheters, eines Blasenkatheters und einer arteriellen Blutdruckmessung zwecks engmaschiger intra- und postoperativer Kontrolle des Blutdruckes.

 

Das OP-Team: Im OP-Saal sind anwesend der Operateur und ein Assistenzarzt, der Anästhesist mitsamt der Anästhesiepflegekraft sowie die instrumentierende OP-Pflegekraft (steril) und eine frei bewegliche OP-Pflegekraft (Springerin).

Dauer der Operation: 2-4 Stunden

Bypassanlage im Gehirn / EC-IC-Bypass – Die Operation (Teil 2)

Die Operation im Detail: Für die Operation wird ein spezielles OP-Mikroskop mit Fluoreszenztechnologie benötigt. Es erfolgt eine Rückenlagerung mit Unterpolsterung der gleichseitigen Schulter und scharfer Kopfwendung zur Gegenseite. Fixiert wird der Kopf auf einer gepolsterten Platte oder in der sogenannten Mayfield-Klemme.

Der Hautschnitt ist gebogen und liegt hinter der Haargrenze vor dem Ohr. Es wird nun schrittweise das Hautgefäß im Schläfenbereich, die Arteria temporalis superficialis, aus dem Unterhautfettgewebe herauspräpariert, wobei man aufgrund des geringen Gefäßdurchmessers hier bereits mikrochirurgisch und unter dem Mikroskop arbeiten muss. Die Arteria temporalis superficialis teilt sich in der Regel in zwei Endäste, wobei der schmächtigere unterbunden wird. In Abhängigkeit von dem Endast, der verwendet wird, kann das Hautgefäß nun entweder nach hinten oder nach vorne-unten verlagert werden, um Platz für die Schädeleröffnung (Trepanation) zu bekommen. Der Schläfenmuskel wird nun mittig gespalten, ein kleines Bohrloch gesetzt und ein ca. 3×3 cm großer Knochendeckel ausgesägt. Nun folgen die kreuzförmige Eröffnung der harten Hirnhaut (Dura mater) und die Darstellung der Gehirnoberfläche mit den Gefäßen (Abbildung 1 Bildergalerie).

Ein passendes Empfängergefäß wird ausgesucht und schrittweise aus der Spinngewebshaut (Arachnoidea) freipräpariert. Diese Gefäße sind sehr empfindlich und reagieren auf Berührung sofort mit Krämpfen der Gefäßwand (Vasospasmus). Durch direktes Aufträufeln gefäßerweiternder Substanzen kann das verhindert werden. Wenn das Empfängergefäß vorbereitet ist, wird der präparierte Ast (Abbildung 2 Bildergalerie) der Arteria temporalis superficialis weit peripher durchtrennt und der Hauptstamm mit einem kleinen Titanclip vorübergehend verschlossen, um die Blutung aus dem Ast zu unterbrechen. Der Hautast wird schräg angeschnitten – um die Auflagefläche zu vergrößern – und mit Heparin durchspült.

Nun wird das freipräparierte Hirngefäß durch zwei Mikrotitanclips vorübergehend unterbunden und längs mit der Mikroschere eröffnet (Abbildung 3 Bildergalerie).

Der Hautast und das Hirngefäß werden nun End-zu-Seit mittels feinster Mikronähte (Größe 10-0) verbunden (ca. 8 Einzelnähte). Hierbei ist wichtig, nach jeder Naht die Durchgängigkeit der Nahtstelle zu überprüfen. Auf die Nahtstelle wird abschließend etwas Fibrinkleber zur Abdichtung gegeben und die Titanclips werden nacheinander wieder entfernt (Abbildung 4 Bildergalerie).

Die Bypass-Durchgängigkeit wird nun mittels Fluoreszenzangiographie dokumentiert. Hierfür appliziert der Anästhesist einen Fluoreszenzfarbstoff (Indocyaningrün) intravenös, der durch das OP-Mikroskop bei einer Wellenlänge von 800 nm dargestellt werden kann. Bei fehlender Bypassdurchgängigkeit kann sofort revidiert werden.

Der Duraverschluss erfolgt mit resorbierbaren Nähten. Der Knochendeckel wird nicht wieder eingesetzt, um den Bypass nicht abzudrücken. Der kleine Knochendefekt wird durch den Schläfenmuskel verdeckt und ist später nicht mehr sichtbar. Abschließend folgen der Hautverschluß mit nicht resorbierbaren Nähten und ein steriler Pflasterverband.

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