Prostatakarzinom (Prostatakrebs) – Definition und Fakten

Operationsname, Definition: Brachytherapie bei Prostatakarzinom / Innerhalb dieser Beschreibung werden zwei Therapieformen vorgestellt – die Seed-Implantation und die Afterloadingtherapie.

LDR-Brachytherapie (Low-Dose-Rate-Brachytherapie) bzw. permanente Seed-Implantation / LDR-Brachytherapie bedeutet, dass Strahlenquellen (Seeds) mit niedriger Dosisrate (Low-Dose-Rate) in die Prostata eingebracht werden. Die Seeds verbleiben auf Dauer (permanent) in der Prostata und geben ihre Strahlung gezielt auf den Tumor ab. Die von den Seeds ausgehende Strahlung nimmt im Verlauf von Wochen oder Monaten stetig ab. Dadurch erfolgt eine schonende Tumorheilung.

HDR-Brachytherapie (High-Dose-Rate-Brachytherapie) bzw. Afterloading-Therapie / HDR-Brachytherapie bedeutet, dass eine Strahlenquelle mit hoher Dosisleistung (High-Dose-Rate) in die Prostata vorübergehend eingebracht wird. Die Strahlenquelle wird mit einer Afterloadinganlage automatisch ausgefahren (engl. Nachladeverfahren) und über verschiedene Applikatoren an die Zielregion gebracht. Die eigentliche Bestrahlungsdauer beträgt nur 8 bis 10 Minuten.

Hintergrundinformationen: Das Prostatakarzinom ist mit etwa 58.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland der häufigste bösartige Tumor des Mannes und rangiert in der Krebsstatistik vor Lungen- und Darmkrebs. Die Neuerkrankungsrate hat in den letzten Jahren durch das steigende Alter der Gesamtbevölkerung sowie durch verstärkte Früherkennungsmaßnahmen mittels PSA-Test weiter zugenommen. Bei gezielten Vorsorgeuntersuchungen können in über 90% der Fälle Frühstadien der Erkrankung im heilbaren Stadium entdeckt werden. Leider nehmen bislang (Stand Mai 2011) nur etwa 25% der Männer an der Vorsorge teil.

Ziel der Behandlung des organbegrenzten Karzinoms ist die Heilung der Erkrankung. Wird der Tumor in einem frühen klinisch lokalisierten Stadium erkannt, bieten radikale Prostatektomie, Brachytherapie und perkutane Strahlentherapie mit über 72 Gy die gleichen Heilungsraten*. Lange Zeit galt die radikale Entfernung der Vorsteherdrüse als einzige erfolgreiche Behandlungsmethode bei Prostatakrebs. Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom steht heute mit der Brachytherapie eine schonende Form der Behandlung bei gleichen Heilungsraten wie bei der Operation zur Verfügung. Es gibt zwei grundsätzliche Techniken der Brachytherapie:

  • die Seed-Implantation (LDR-Brachytherapie)
  • die Afterloadingtherapie (HDR-Brachytherapie)

Hierbei werden Strahlenquellen permanent oder temporär unter Ultraschallsteuerung direkt in das Zielorgan Prostata eingebracht. Durch eine optimierte Dosiseskalation und exakte Applikation der Dosis kann gegenüber der äußeren Bestrahlung eine bessere Tumorkontrolle bei gleichzeitigem Schutz der Risikoorgane (Blase, Rektum, Harnröhre) erreicht werden. Die Brachytherapie hat sich neben der radikalen Prostatektomie und der externen Bestrahlung als Standardverfahren etabliert.

Bei der Seed-Implantation werden winzige Strahlenquellen (Seeds = engl. Samenkörner) direkt in die Prostata eingebracht. Die Seeds geben innerhalb von 4 bis 6 Monaten eine genau berechnete hoch dosierte Strahlung gezielt auf das Tumorgewebe ab. Dieses Verfahren kommt bei lokal begrenzten Karzinomen zum Einsatz. Für den Patienten bietet die Methode entscheidende Vorteile: minimal-invasiver, organerhaltender Eingriff, Möglichkeit der ambulanten Behandlung, geringere Komplikations- und höhere Potenzraten als bei der operativen Prostataentfernung.

Der gesamte Eingriff dauert ca. 60 – 90 Minuten und findet i.d.R. unter Vollnarkose statt. 4 Wochen nach dem Eingriff wird die korrekte Lage der Seeds durch eine Computertomographie (CT) kontrolliert. Ist die Dosisverteilung optimal, ist die Behandlung abgeschlossen. Der PSA-Verlauf wird durch vierteljährliche PSA-Kontrollen ermittelt.

Die HDR-Afterloadingtherapie ist ebenso wie die Seed-Implantation eine organerhaltende Methode zur Behandlung von Prostatakrebs. Bei dem bewährten Verfahren der Brachytherapie wird eine winzige Strahlenquelle (Iridium-192) zur Bestrahlung eingesetzt. Diese fährt die zuvor unter Ultraschallkontrolle gesetzten Punktionsnadeln einzeln ab und bestrahlt die gesamte Prostata in nur wenigen Minuten. Im Gegensatz zur Seed-Implantation verbleibt die Strahlungsquelle nicht in der Prostata. Die Bestrahlung erfolgt lediglich temporär und wird 2 bis 3 Mal, jeweils im Abstand von 1 Woche durchgeführt.

Das Afterloading wird meist mit einer äußeren Bestrahlung kombiniert. Dadurch können bei Bedarf Randbereiche der Prostata und lokale Lymphknoten mit behandelt werden. Die kombinierte Afterloading-Therapie ist besonders effektiv bei Patienten mit einem mittleren und höheren Risiko für organüberschreitendes Wachstum des Prostatakarzinoms ohne Fernmetastasen. Für diese Patientengruppe zeigt sich in Studien eine Heilungsrate von 70-85% (Martinez et al. 2011, Galalae et al. 2004). Damit ist diese Technik der Strahlentherapie bei Risiko-Patienten der operativen Therapie in Bezug auf die Heilungsraten sogar überlegen.

Für den Patienten bietet die Methode entscheidende Vorteile: minimal-invasiver, organerhaltender Eingriff, Möglichkeit der ambulanten Behandlung, geringere Komplikations- und höhere Potenzrate als bei der operativen Prostataentfernung. Der gesamte Eingriff dauert ca. 60 – 90 Minuten und findet i.d.R. unter Vollnarkose statt. Der PSA-Verlauf wird durch vierteljährliche PSA-Kontrollen ermittelt.

Facharzt dieser Operation: Facharzt für Urologie, Facharzt für Strahlentherapie

Häufigkeit pro Jahr: Seed-Implantation (LDR-Brachytherapie) gesamt ca. 1.500 pro Jahr / Afterloadingtherapie (HDR-Brachytherapie) gesamt ca. 2.500 pro Jahr

Stationär / Ambulant: Die Seed-Implantation wird oft stationär durchgeführt. Die Afterloadingtherapie wird in der Regel ebenfalls stationär durchgeführt. Der Patient muss etwa 1-2 Tage in der Klinik verbleiben. In einzelnen Fällen kann der Eingriff auch ambulant erfolgen.

Kosten der Operation und Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Die Kosten für eine Seed-Implantation werden in einigen Fällen auf Einzelantrag von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Private Kassen und Beihilfestellen übernehmen die Behandlungskosten.

Die Kosten für eine Afterloadingtherapie werden von den gesetzlichen Krankenkassen, privaten Kassen und Beihilfestellen übernommen.

Herkunft und Entwicklung: 1901 brachten Mediziner erstmals eine Strahlenquelle direkt in den Tumor und stellten fest, dass die Strahlung den Tumor schrumpfen ließ. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Radiumquellen dann auch bei der Behandlung von Prostatakrebs von einigen prominenten Urologen verwendet. Einer der Pioniere war Benjamin Barringer, der hunderte von transperinealen Implantationen durchführte. Allerdings war die Strahlenbelastung für den behandelnden Arzt auf Grund der noch üblichen manuellen Handhabung der Strahlenquellen sehr hoch.

Dank des technischen Fortschritts in der Medizin wurden die Verfahren der Brachytherapie immer weiter verfeinert und strahlenbedingte Nebenwirkungen deutlich minimiert. Heute stehen hochmoderne Verfahren zur Verfügung, die mittels Bildgebung und Computertechnologie die Strahlendosis in der Prostata millimetergenau platzieren können. Dadurch wird der Tumor vollständig zerstört, ohne umliegendes Gewebe wie Darm und Harnblase zu schädigen. In einigen Prostatazentren wird die Brachytherapie ausschließlich in einer Echtzeit-Planung durchgeführt, eine Vorgehensweise, die eine hervorragende Implantation gewährleistet. Die Brachytherapie ist heute eine wirkungsvolle und nebenwirkungsarme Behandlungsoption für Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Operation, äußere Bestrahlung und Brachytherapie zu gleichen Heilungsraten führen, mit allerdings sehr unterschiedlichen Nebenwirkungsraten.

Literaturquellen:

  • * Kupelian PA et. al.: Radical prostatectomy, external beam radiotherapy [lt]72 Gy, external
    beam radiotherapy [gt] or =72 Gy, permanent seed implantation, or combined
    seeds/external beam radiotherapy for stage T1-T2 prostate cancer. Int J Radiat Oncol Biol
    Phys. 2004 Jan 1;58(1):25-33.

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