Akustikusneurinom – Die Operation (Teil 1)
Vorbereitung zur Operation: Essen und Trinken sind bis zum Vorabend des OP-Tages erlaubt. Die kleine Rasur im Bereich hinter dem Ohr wird meist im Operationssaal durchgeführt. Am Vorabend sind die Haare noch einmal zu waschen. Die meisten Medikamente (mit Ausnahme gerinnungshemmender Präparate sowie von Tabletten gegen Diabetes mellitus) können bis zum OP-Tag eingenommen werden. Der Narkosearzt wird diesbezügliche Anweisungen geben.
Narkose: Die Operation wird in Allgemeinanästhesie (Narkose) durchgeführt.
Das OP-Team: Von neurochirurgischer Seite sind der Operateur und ein Assistent an der Operation beteiligt. Der Anästhesist überwacht die Narkose. Zur Überprüfung der Hirnstammfunktion und der Funktion von Hirnnerven erfolgt ein so genanntes Neuromonitoring, das entweder vom Anästhesisten oder von einem weiteren Arzt betrieben wird. Unterstützung erhalten die Ärzte durch erfahrene OP- bzw. Anästhesieschwestern.
Dauer der Operation: Die Dauer des Eingriffes ist hauptsächlich abhängig von der Größe des Tumors. Meist dauert die Operation 3 – 6 Stunden.
Akustikusneurinom- Die Operation (Teil 2)
Die Operation im Detail: Die Operation wird entweder in sitzender oder seitlich liegender Position (Parkbanklagerung) durchgeführt. Die meisten operativen Schritte erfolgen unter dem OP-Mikroskop. Der Kopf bleibt während der Operation fest eingespannt, eine kleinere Rasur hinter dem Ohr ist für den Zugang ausreichend. Vor dem Eingriff werden in Narkose verschiedene Überwachungselektroden im Gesicht angebracht. Die wichtigsten sind EMG-Elektroden zur Überwachung der Funktion des Gesichtsnerven (Nervus fazialis) sowie ein akustischer Sender, der in den Gehörgang eingelegt wird. Mit diesem lassen sich so genannte evozierte Potentiale auslösen, die zur Überwachung der Funktion des Hörnervs und des Hirnstamms dienen. Der Hautschnitt von ca. 6 – 8 cm Länge erfolgt in der Region hinter dem Ohr, ca. 4 cm hinter dem äußeren Gehörgang. Zunächst wird die Nackenmuskulatur vom Schädelknochen etwas abgeschoben, um für den OP-Zugang Platz zu haben. Es erfolgt die Setzung eines oder mehrerer Bohrlöcher, die miteinander zu einem Knochendeckel verbunden werden, der meist zum Ende der Operation wieder eingesetzt wird (so genannte osteoplastische Trepanation). Manche Kliniken verzichten aufgrund der Kleinheit des Zuganges und der dicken Muskelschicht in diesem Bereich auf die Wiedereinsetzung des Knochendeckels.
Danach wird die Hirnhaut eröffnet und das darunter befindliche Kleinhirn mit einem sogenannten Hirnspatel etwas weggehalten. Zuvor wird, damit das Hirn weich ist und für den OP-Zugang Platz geben kann, ein wenig Hirnwasser abgelassen. Unter dem OP-Mikroskop kann der Operateur nunmehr vorsichtig in den Spalt zwischen Kleinhirn und dem Felsenbein, in dem sich das Innenohr und das Gleichgewichtsorgan befinden und der Gesichtsnerv verläuft, in die Tiefe vorgehen. Das Gewebe des Kleinhirns wird dabei nicht beschädigt. In etwas 2,5 – 3 cm Tiefe findet sich der Tumor am Eingang zum sogenannten inneren Gehörgang am Felsenbein. In den meisten Fällen befindet sich der Nervus fazialis vor dem Akustikusneurinom bzw. an dessen oberer vorderer Außenfläche. Der Operateur sieht somit den Nerv erst zum Ende des Eingriffs. Zunächst wird die Tumorkapsel eröffnet und der Tumor innerlich ausgehöhlt. Dazu werden zum Beispiel ein Ultraschallzerstäuber und eine so genannte bipolare elektrische Pinzette (zur Blutstillung) eingesetzt. Es wird meist zunächst nach unten und in Richtung Hirnstamm vorgegangen, um die unteren Hirnnerven (für die Schluckfunktion) und den Abgang des 7. und 8. Hirnnerven aus dem Hirnstamm sicher darzustellen. Nach dieser OP-Phase ist meist eine Reizung des Gesichtsnervs durch eine Sonde möglich, so dass man seinen Verlauf sicher bestimmen kann. Es schließt sich das operative Vorgehen in Richtung oben-vorn an, oftmals bis zum Kleinhirnzelt und zum sensiblen Gesichtsnerven (Nervus trigeminus). Während des Eingriffs sind kleine Blutgefäße, die das Kleinhirn, die Hirnnerven und den Hirnstamm versorgen, zu präparieren und zu schonen.
In vielen Fällen ist als nächster Schritt die Eröffnung des inneren Gehörgangs durchzuführen. Dies geschieht mit einer kleinen Diamantfräse. Tumoranteile befinden sich innerhalb des inneren Gehörgangs und können auf diese Weise ebenfalls subtil abpräpariert werden. Die Präparation in diesem Bereich ist zur Erhaltung des Gesichtes und des Hörnervs besonders wichtig, da sich hier meist stärkere Verwachsungen des Tumors mit den Nerven finden. Auch hier ist das Neuromonitoring (elektrische Überwachung der Hirnnerven) sehr hilfreich.
Zum Ende der Operation wird das verlorene Hirnwasser durch Kochsalzlösung ersetzt. Der Operateur kontrolliert sorgfältig, dass keine noch so kleine Blutung mehr besteht. Es folgt der Verschluss der Hirnhaut, das Einsetzen des Knochendeckels, meist mit Klemmnieten. Die Muskulatur und Haut werden in mehreren Schichten vernäht und ein Pflasterverband angebracht.
Der Patient wird danach auf der Intensivstation überwacht. Es wird angestrebt, dass er schnell wieder selbständig atmet und wach wird. Meist erfolgt noch am gleichen Tag eine computertomographische Kontrolle, um eine Nachblutung oder eine verstärkte Schwellung mit Hirnwasseraufstau feststellen und behandeln zu können.
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