Vulvakarzinom / Vaginalkarzinom / Scheidenkrebs – Definition, Anzeichen, Fakten


Operationsname, Definition:
 Operation des Vulvakrebs / Synonyme (Hemi-)Vulvektomie. Das äußere Genitale mit großen und kleinen Schamlippen, Damm und Klitoris/Urethralöffnung wird als Vulva bezeichnet. Die Vulva umfasst somit den gesamten Scheideneingang (Introitus). Ein Vulvakrebs liegt vor, wenn sich in diesem Gebiet eine bösartige Geschwulst bildet.

Die häufigste bösartige Erkrankung ist eine Entartung des Plattenepithels. Diese Form wird dann als Vulvakarzinom bezeichnet. Seltener entarten andere Zellenschichten wie Basal-, Bindegewebs- oder Drüsenzellen.

Die Ursache(n) ist(sind) nicht bekannt, jedoch gelten Infektionen mit dem Human Papillom Virus (HPV), chronisch entzündliche Erkrankungen (Lichen sclerosus, Vulvitis) und ein unterdrücktes Immunsystem (Medikamente, HIV Infektion) neben dem Rauchen als Risikofaktoren. Ältere Frauen erkranken am häufigsten, ein zweiter Altersgipfel liegt um das 30. Lebensjahr.

Je nach Lage und Ausdehnung der Veränderung umfasst die Operation die Entfernung der (Teil-)Vulva. Diese Operation wird als (Hemi-) Vulvektomie bezeichnet und kann neben der Entfernung der Klitoris auch den äußeren Anteil der Urinableitung umfassen. Zusätzlich sollten Wächterlymphknoten oder weitere Lymphknoten in den Leisten und in speziellen Situationen auch der Beckenwände untersucht werden.

Hintergrundinformationen: Die Standardoperationen der radikalen Krebschirurgie sind:

  • lokale Exzision = Entfernung des auffälligen Areals mit entsprechendem Sicherheitsabstand
  • Vulvektomie = Entfernung des äußeren Genitales. Falls nur eine Teilentfernung notwendig ist, wird der Eingriff auch als Hemi- oder Teilvulvektomie bezeichnet.
  • Vulvafeldresektion = Entfernung der Vulva und des benachbarten Gewebes. Bei der menschlichen Entwicklung des äußeren Genitales vor der Geburt sind die Zellen im sog. Vulvafeld den Zellen im äußeren Genitale ‚ähnlich‘. Daher stammen die Überlegungen, diesen Bereich komplett zu resezieren um einem möglichen Wiederauftreten die Zellgrundlage zu entfernen.

Traditionell wurde diese Krebsoperation über einen sogenannten ‚Schmetterlingsschnitt‘ durchgeführt. Dieser umfasste eine Entfernung der Leistenlymphknoten und des äußeren Genitales aus einem Schnitt. Aufgrund der sehr hohen Komplikationsrate (v.a. Wundheilungsstörungen) wurde dieser Operationsschnitt verkleinert bei gleicher onkologischer Sicherheit. Heute wird die ‚3-Schnitt-Technik‘ bzw. bei der Hemivulvektomie entsprechend 2 Schnitte angewendet. Hierzu werden in den beiden Leisten jeweils ein Schnitt für die Lymphknoten und im Bereich der Vulva zur Tumorentfernung ein weiterer Schnitt durchgeführt. Die Entfernung des Wächterlymphknotens ist seit mehreren Jahren Ziel der medizinischen Forschung und wird in spezialisierten Zentren bei Frühstadien bereits angeboten. Bei der Wächterlymphknotentechnik wird durch Einspritzung einer Blau- oder Radionukleodidlösung die Markierung des ersten Lymphknoten des Tumor-Lymphabflußgebietes erreicht. Somit kann dieser gezielt aufgesucht und entfernt werden. Oft wird bereits während der Operation die Untersuchung auf Tumorbefall dieses Lymphknotens durchgeführt (sog. Schnellschnitt). Nur wenn bösartige Zellen sichergestellt sind, sollten die übrigen Lymphknoten mitentfernt werden. Durch diese Technik können einem Großteil der Patientinnen die Nebenwirkungen der kompletten Entfernung der Lymphknoten (z.B Lymphödem, Wundheilungsstörung) erspart werden.

Ausnahmeoperationen sind:

  • Organ(teil)entfernungen von Blase, Scheide oder Darm bei sehr ausgedehnten Befunden

Aufgrund der normalen Bewegung, Feuchtigkeit und Wärme im Bereich des äußeren Genitales ist eine Operation oft mit einer mittel- bis langfristigen Wundheilung verbunden. In spezialisierten gyn. Krebszentren können durch die Abstimmung zwischen Pflege, Physiotherapie und Ärzten auch ältere vorerkrankte Patientinnen gut behandelt werden.

Herkunft und Entwicklung: Anfang des 20. Jahrhunderts lag die Sterblichkeit für Patientinnen mit Vulvakarzinom noch bei 75%. Von 1912 an wurde der Eingriffs auf die Leistenlymphknoten erweitert und infolge dessen die Sterblichkeit gesenkt werden. Mit Beginn der 80ger Jahre wurde die Radikalität für kleinere Tumor hinterfragt und es etablierte sich die ‚3-Schnitt‘ Operation für kleine Tumore. Hierdurch konnte bei verbesserter Wundheilung eine Heilung in 97% der Fälle erreicht werden.

Facharzt dieser Operation: Die Betrachtung der Vulva ist eine Standarduntersuchung, die jeder Frauen- oder Hausarzt beherrschen und beim Routine-Check-Up oder bei gezielter Fragestellung durchführen muss. Die Betrachtung mit speziellen Anfärbungen und unter Vergrößerung (Kolposkopie) hingegen sind beim erfahrenen Facharzt (Gynäkoonkologe). Der operierende Arzt sollte Gynäkologe sein und sollte über Erfahrung im gynäko-onkologischen Bereich verfügen.

Häufigkeit pro Jahr: Genaue Zahlen darüber liegen nicht vor. Schätzungsweise werden pro Jahr mehr als 3-4.000 Patientinnen neu diagnostiziert. Dies entspricht etwa 5% aller gyn. Krebserkrankungen. Für Gyn. Krebszentren gibt es keine Mindestzahlanforderung. Während die Erkrankung früher fast ausschließlich im höheren Lebensalter auftrat, erkranken in den letzten Jahren auch zunehmend jüngere Frauen (um das 30 Lebensjahr).

Stationär / Ambulant: Die Operation wird immer stationär durchgeführt. Je nach Allgemeinzustand und Ausdehnung der Operation wird die Patientin für einige Tage auf der Intensivstation überwacht. Die Krankenhausaufenthaltsdauer beträgt etwa 2 Wochen, verlängert sich jedoch bei ausgedehnten Operationen oder Wundheilungsstörungen u.U. erheblich.

Kosten der Operation und Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Für die stationäre Behandlung gibt es eine sogenannte Kostenpauschale (DRG). Sie beträgt im Durchschnitt aller Patientinnen etwa 10.000 Euro. Im Allgemeinen kommt die Krankenkasse für die Kosten der Operation auf.