Schlafprobleme gehören zu den typischen Zivilisationskrankheiten. Mit 80 % hat sie fast jeder Deutsche, doch 10 % leiden durch eine schwere Schlafstörung enorm. Handlungsbedarf ist dringend geboten, denn wird die Nacht zur Qual, wird es der Tag auch, sodass schwere Schlafstörungen das gesamte Leben überschatten. Mediziner sprechen von einer Insomnie, wenn Schlafprobleme mindestens dreimal die Woche über einen Zeitraum ab einem Monat auftreten. Die Schlafprobleme können sowohl das Einschlafen als auch das Durchschlafen betreffen.

Was sind die Ursachen von Schlafstörungen?

Schlafstörungen haben viele Gesichter. Die Beobachtung, dass seelische Erkrankungen stark mit Schlafstörungen assoziiert sind, wird durch die medizinische Forschung bestätigt, denn über 50 % aller Betroffenen von Schlafstörungen leiden an psychischen Erkrankungen. Steht hingegen Lärm im Vordergrund, zum Beispiel, weil man direkt an einer Hauptstraße wohnt, gibt es einen anderen Behandlungsansatz: wie man lernt, bei Lärm zu schlafen.

Wenn die Seele nicht zur Ruhe kommt

Schlafstörungen aufgrund von psychischen Erkrankungen sind tückisch, weil sich diese und die mit ihnen einhergehenden Schlafprobleme wechselseitig verstärken. Besonders Depressionen sowie Angst- und Zwangsstörungen gehen fast immer mit Schlafstörungen einher. Dieser Zusammenhang lässt sich sogar an der Gehirnstruktur feststellen, denn Betroffene dieser Erkrankungen weisen signifikant weniger als „Glückshormone“ bekannte Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) als gesunde Personen auf.

Serotonin, das ein Gefühl von Gelassenheit, Zufriedenheit und Entspannung erzeugt, hat die Eigenschaft, sich am Abend allmählich in das Schlafhormon Melatonin umzuwandeln. Bei einer Mangelsituation dieses Botenstoffes kann nicht genügend Melatonin umgewandelt werden, sodass die Fähigkeit zum Ein- und Durchschlafen beeinträchtigt ist. Depressive Personen und Betroffene einer Zwangsstörung können beides nur sehr schwer. Bei Menschen mit Angststörung ist besonders die Fähigkeit zum Einschlafen eingeschränkt.

Sind psychische Probleme das ursächliche Problem von Schlafstörungen, steht deren Behandlung im Vordergrund. Die Medizin empfiehlt zunächst die Aufnahme einer Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), die vor einer medikamentösen Behandlung stehen sollte. Die klassischen Antidepressiva setzen an der Zunahme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an, wobei eine dopaminerge Behandlung bei einer Schlafstörung eher nicht das Mittel der Wahl ist.

Seit 2013 dürfen Betroffenen in Deutschland Tianeptine verschrieben werden, die zum ersten Mal bei in Deutschland zugelassenen Antidepressiva am glutamergen System ansetzen. Ihre Einführung verschaffte dadurch einer größeren Zielgruppe einst als therapieresistent abgeschriebener Patienten eine spürbare Erleichterung.

Problematische Lebensführung

Stehen bei einer problematischen Lebensführung unbewältigte Konflikte im Vordergrund, neigen Betroffene abends zum Grübeln, ohne jemals ans Ziel zu kommen. Das ständige Wälzen schwerer Gedanken wirkt sich lähmend auf die Fähigkeit zum Einschlafen aus. Es ist ein ewiges Hamsterrad. Diese Probleme wie auch die Ansammlung von Angst und Stress haben enge Beziehungen zu psychischen Leiden.

Andere Einflüsse wie Schichtarbeit sowie Rauchen, Alkohol und Koffein wirken sich eher körperlich aus. Patienten, die zum Beispiel aufgrund einer Operation lange im Krankenhaus bleiben müssen, leiden regelmäßig durch den „Hospitalismus“ an Schlafstörungen. Da sie sich über eine längere Zeit kaum bewegen können, kommt ihr Hormonhaushalt nicht in Schwung.

Andere Krankheiten

Jede schwerwiegende Krankheit wirkt sich belastend auf die Psyche aus und kann zu Schlafstörungen führen. Direkt mit Schlafproblemen konnotiert sind Schmerzkrankheiten wie Fibromyalgie, Arthritis und Arthrose. Dasselbe gilt für das Restless-Legs-Syndrom, bei dem Betroffene ein ständiges Kribbeln an den Füßen verspüren, der mit einem fortlaufenden Bewegungsdrang einhergeht.

Bei einer Schlaf-Apnoe ist wiederum die Atmung gestört und es kommt in der Nacht zu Atemaussetzern, die den Körper unter Stress setzen und das Durchschlafen behindern. Betroffenen ist dies nicht bewusst, dennoch ist ihre Tagesaktivität beeinträchtigt. Ein anderes Beispiel für derartige Krankheiten sind ständige Ohrgeräusche bei einem Tinnitus.

Was können Betroffene tun?

Eine Schlafstörung wird immer noch unterschätzt. Dabei sollte sie dringend behandelt werden, weil der Leidensdruck enorm sein kann und darüber hinaus die geistigen, mentalen und körperlichen Fähigkeiten einschränkt. Stehen andere Probleme im Vordergrund, die eine Schlafstörung verursacht haben, wird ein Teil der Therapie die Bewältigung des Primärsyndroms sein.

Bei leichteren Schlafstörungen können allgemeine Tipps helfen. Dazu gehören eine aktive und erfüllte Lebensführung bei einer gesunden Ernährung sowie der Verzicht auf Alkohol, Tee, Kaffee und Cola am Abend. Wichtig ist eine gesunde Schlafhygiene, dass man sich in seinem Bett wohlfühlt und es angenehm ruhig, dunkel und kühl ist. Betroffene sollten sich bewusst sein, dass sie das Einschlafen nicht erzwingen können. Vielmehr liegt in der Ruhe die Kraft, was zugegebenermaßen leicht gesagt und schwer umgesetzt ist.