Der erste Gedanke, der uns bei der Recherche kam, war: Wenn nicht Krankenhäuser mit gutem Beispiel voran gehen, wer denn dann? Doch ganz so einfach lässt sich die Frage gar nicht beantworten, wie wir feststellen durften. Denn unter Barrierefreiheit versteht man nicht nur den Einsatz einer Rollstuhlrampe um Rollstuhlfahrern den Zugang zu allen Ebenen und Räumen in einem Krankenhaus zu ermöglichen. Hinter dem Begriff Barrierefreiheit verbirgt sich noch zu viel mehr und darüber möchten wir gerne in diesem Artikel berichten.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff barrierefrei?

Als erstes kommen uns stufenlose Eingänge und auch Fahrstühle in den Sinn. Doch Barrierefreiheit bezieht sich nicht nur auf die Bedürfnisse von Menschen mit einer Gehbehinderung oder kurzzeitigen Einschränkung nach einer Verletzung oder einer Operation, sondern richtet sich ebenso an Menschen mit einer Sehbehinderung, an Menschen mit einer Hörschädigung und ebenso an Menschen mit einer kognitiven Einschränkung und Demenzerkrankten. Denn unter dem Begriff barrierefrei fällt der Patientendialog und auch Orientierungshilfen für Patienten mit Beeinträchtigungen. Unter diesem Aspekt haben wir uns die Barrierefreiheit in Krankenhäusern etwas genauer angeschaut und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen.

Welche Anforderungen stellen Betroffene

Um diese Frage beantworten zu können schauen wir uns zuerst einmal die unterschiedlichen Arten einer Behinderung an und wollen diese grob einteilen:

  • Behinderung, die die Motorik (also die Bewegung) betrifft

  • Behinderung, die die Sensorik (also die Wahrnehmung) betrifft

  • Behinderung, die die Kognition (also die Wahrnehmungsverarbeitung, den Intellekt) betrifft

Die richtige Kommunikation ist für alle Betroffenen entscheidend.

Neben den offensichtlichen Anforderungen wie Rampen, Wegbeschreibungen, die für jeden gleichermaßen zu verstehen, zu lesen oder zu „tasten“ sind, gibt es noch eine Reihe weiterer Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten und im Klinikalltag doch leider oft untergehen. Dazu gehören beispielsweise:

  1. Die Hilfe zwar anbieten, ein Nein im Gegenzug aber akzeptieren, auch wenn es vielleicht länger dauert.
  2. Blinde Menschen nie ungefragt anfassen.
  3. Die Gebärden für „Guten Morgen“ und „Wie geht es“ kennen
  4. Kurze Sätze in einfacher Sprache ohne Fachausdrücke benutzen, wenn es erforderlich ist.
  5. Blickkontakt bei der Kommunikation mit Gehörlosen einhalten.

Für eine erfolgreiche Behandlung ist die richtige Kommunikation unabdingbar.

Wie können die Anforderungen umgesetzt werden

Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, anhand derer sich die oben genannten Aspekte in Kliniken ohne großen Aufwand umsetzen lassen:

  • Markierungen an Türöffner anbringen, die sonst gerne mal übersehen werden
  • einen absenkbaren Anmeldetresen installieren oder einen Klapptisch organisieren, der bei Bedarf Rollstuhlfahrern ermöglicht Formulare im Sitzen auszufüllen
  • Für ausreichend Stockhalter in den Patientenzimmern und anderen Räumlichkeiten sorgen, damit diese immer schnell zur Hand sind
  • auch an niedrig angebrachte Handtuch- und Garderobenhalter denken
  • für Sitzgelegenheiten in unterschiedlicher Höhe sorgen
  • Anamnese- und Überleitungsbögen gewissenhaft ausfüllen und auf die speziellen Bedürfnisse eingehen

Fazit

Wie oben beschrieben verbirgt sich hinter dem Begriff Barrierefreiheit weitaus mehr als „nur“ Barrieren für Menschen mit einer Gehbehinderung aus dem Weg zu räumen. Wie weit die einzelnen Kliniken in diesem Bereich sind vermögen wir nicht zu beurteilen, es ist jedoch ratsam sich im Einzelfall über die Maßnahmen des Krankenhauses zu informieren, zumindest bevor man sich für eine bestimmte Klinik für eine geplante Operation entscheidet. Denn während man bauliche Voraussetzungen wie Rampen und Fahrstühle oft bereits von außen erkennen kann sind die vielen anderen Barrieren oft nur durch genaueres Nachfragen erkennbar.