Ist von Sucht die Rede, denken die meisten Menschen sofort an Alkohol, Drogen oder Tabak. Doch weitaus mehr Dinge vermögen eine Abhängigkeit zu schaffen. Eine der größten Gefahren geht von Medikamenten aus. Nicht immer lässt sich eine Abhängigkeit oder ein Missbrauch dieser sofort erkennen. Lesen Sie mehr zu den Hintergründen und Warnsignalen einer Medikamentenabhängigkeit.

Die Suchtgefahr wird unterschätzt

Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung abhängig von Medikamenten, dies entspricht ca. 1,4 – 1,8 Millionen Menschen [1]. Vielfach wird die Gefahr, welche von Tabletten ausgeht, massiv unterschätzt. Denn die Abhängigkeit führt früher oder später unbehandelt zu einem körperlichen wie auch psychischen Verfall. Rund 4 – 5% aller hierzulande verordneten Arzneimittel besitzt das Potential, eine Sucht bzw. einen Missbrauch zu verursachen. Ein Großteil davon fällt auf 11 der 20 meistverkauften Medikamente in deutschen Apotheken [2].

Diese Medikamente haben Suchtpotential

Nach Angaben des Erkaeltet.info-Expertenteams besteht in der Tat bei jedem Medikament eine Wahrscheinlichkeit, eine Abhängigkeit zu erzeugen [3]. Manche jedoch bewirken binnen kürzester Zeit eine Sucht bei den Betroffenen. Dazu gehören in erster Linie Schlaf- und Beruhigungsmittel. Gleichermaßen als hoch suchtgefährdend sind Opiate bzw. Opioide einzuschätzen. Psychopharmaka, wie etwa Antidepressiva, führen bereits nach wenigen Wochen zu einer Low-Dose-Abhängigkeit. Nichtopioide Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure sowie Analgetika-Mischpräparate, die über den Apothekentresen gehen, müssen ebenso kritisch betrachtet werden. Selbst von codeinhaltigen Mitteln oder einfachem Nasenspray geht Suchtgefahr aus. Nimmt ein Betroffener nicht süchtig machende Arzneien zwanghaft ein, sprechen die Mediziner von einem Medikamentenmissbrauch.

So erkennen Angehörige die Warnsignale

Vielfach fällt es Angehörigen schwer, eine Medikamentenabhängigkeit zu erkennen. Einige typische Warnsignale helfen jedoch dabei, die Situation richtig einzuschätzen.

  • Körperliche Symptome wie starkes Schwitzen, neurologische Störungen und Ausfälle, aber auch Gewichtsverlust und übermäßige Müdigkeit treten bei einer Medikamentensucht auf.
  • Psychische Hinweise einer Medikamentenabhängigkeit sind etwa starke Stimmungsschwankungen, der Verlust persönlicher Interessen, eine innere Unruhe oder Teilnahmslosigkeit.
  • Soziale Folgen der Tablettensucht sind vor allem im Rückzug der Betroffenen in ihre eigene Welt zu finden.
  • weitere Warnsignale: Medikamentensüchtige kaufen immer mehr der Arzneien, vielfach in unterschiedlichen Apotheken, um ihre Sucht zu verschleiern.

Wege aus dem Teufelskreis

Wurde die Sucht als solche erkannt und ist der Betroffene willens, seine Lebenssituation zu verändern, kann die Abhängigkeit durchbrochen werden. Anlaufstellen für Medikamentenabhängige stellen sowohl Suchtberatungen dar, als auch ein kompetenter Haus- oder Facharzt. Selbsthilfegruppen unterstützen die Betroffenen auf ihrem beschwerlichen Weg aus der Sucht. In Tageskliniken, Schmerz- und Suchtkliniken sowie diversen Suchtambulanzen findet sowohl eine Entgiftung als auch die psychische Entwöhnung der Patienten von ihrem Suchtmittel statt. Eine Nachsorge in ambulanter Betreuung gilt als obligatorisch.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. berät umfassend zum Thema Medikamentenabhängigkeit und Medikamentenmissbrauch: http://www.dhs.de/index.php

Bundesweite Drogen & Sucht Hotline dient ebenfalls als Anlaufstelle und berät Informationssuchende 24 Stunden täglich: Tel.: 01805 313031 (0,14 € aus dem dt. Festnetz)

Das Suchthilfeverzeichnis fasst alle Drogen- und Suchtberatungsstellen zusammen: www.suchthilfeverzeichnis.de.

Quellen:

[1] http://www.dhs.de/datenfakten/medikamente.html

[2] http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren_Archiv/Basisinfo_Medikamente.pdf

[3] https://www.erkaeltet.info/welche-medikamente-machen-suechtig/