Inkontinenz der Blase und des Darms gehört zu den am häufigsten verschwiegenen Beschwerden bei Frauen und Männern. Viele trauen sich aus falsch verstandener Scham erst nach langer Leidenszeit zum Arzt, dabei sind immerhin 6 Millionen Patienten in Deutschland von einer Form der Inkontinenz betroffen. Dies geht aus Statistiken des Expertenrats der Deutschen Inkontinenz-Gesellschaft hervor. Eine Inkontinenz der Blase sollten Frauen vom Gynäkologen, Männer vom Urologen oder Andrologen behandeln lassen. Bei Inkontinenz in Form unkontrollierbarer Darmentleerung ist der Proktologe oder Internist zuständig. Beim Facharzt erhalten Betroffene Hilfe, um durch eine zielgerichtete Inkontinenz-Therapie das Leiden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Inkontinenz bei Frauen und Männern
Inkontinenz in ihren vielfältigen Erscheinungsformen kann in jedem Alter auftreten. Sehr häufig tritt sie allerdings bei Frauen mit den Wechseljahren und bei Männern über 60 in Erscheinung. Die Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich und erfordern eine jeweils andere Therapie. Bei Blaseninkontinenz sind bei Männern häufig Probleme mit der Prostata der Grund für verstärkten Harndrang, Frauen leiden sehr häufig nach einer Erschlaffung des Beckenbodens unter einer schwer kontrollierbaren Blase. Das kann durch Geburten ebenso bedingt sein wie durch eine Operation im Bereich des Unterleibs, starkes Übergewicht oder auch psychische Belastung und seelischen Stress. Insgesamt kommt eine Inkontinenz der Blase bei Frauen aus anatomischen Gründen häufiger vor als bei Männern. Bei beiden Geschlechtern können zudem Harnwegsinfektionen oder die Einnahme von Medikamenten zu einer vorübergehenden Inkontinenz führen.
Beckenbodentraining und Elektro-Sonden für die Blase
Werden die Abstände zwischen den einzelnen Toilettengängen immer kürzer und die Blase schon bei geringer Füllung überzulaufen droht, liegt eine Inkontinenz vor. Gerade Frauen trauen sich dann ohne Tampons oder Vorlagen gar nicht mehr aus dem Haus. Gute und saugfähige Vorlagen sind sicher ein bewährtes Hilfsmittel, um das Gefühl der Sicherheit bei diesem auch wegen der entstehenden Gerüche als sehr unangenehm empfundenen Leiden zu gewährleisten. Auf Dauer können Inkontinenz-Vorlagen jedoch nicht die alleinige Lösung sein. Bei weiblichen Patienten mit Blaseninkontinenz hat sich ein regelmäßiges Beckenbodentraining als äußerst hilfreich erwiesen. Durch das regelmäßige Training wird vor allem die Muskulatur der Blase gestärkt. Medikamente mit dem Wirkstoff Duloxetin können unterstützend wirken, in besonders schwierigen Fällen ist eine operative Straffung des Beckenbodens angezeigt. In jüngerer Zeit haben sich als medizintechnische Errungenschaft kleine Elektro-Sonden bewährt, die im sogenannten Biofeed-Verfahren die Muskeln des Beckenbodens per Elektroden stimulieren. Bei Männern ist das Einsetzen eines Implantats direkt in die Harnröhre oft der letzte Ausweg, um das unkontrollierte Abfließen des Urins durch Zusammendrücken einzudämmen.
Inkontinenz des Darms bei Schließmuskelschwäche
Extrem belastend ist für Betroffene eine als besonders beschämend empfundene Inkontinenz des Darms. Nach Tumorerkrankungen und entsprechenden Operationen kann es ebenso zu unkontrolliert auftretenden Entleerungen durch den Enddarm kommen wie bei Demenz, Verletzungen am Schließmuskel oder nach einem Schlaganfall. Wie bei der Blaseninkontinenz auch, kann zudem die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente der Auslöser sein. Hier ist eine Abklärung durch den behandelnden Facharzt bezgl. der individuellen Heilungsaussichten erforderlich. Übungen zum Training des Schließmuskels können im Einzelfall helfen. In schwerwiegenden Fällen ist die Enddarm-Chirurgie der letzte Ausweg für eine Verbesserung der Lebensqualität.
Psychologen raten allgemein jedem Menschen, der eine schleichende oder plötzliche Darmentleerung oder Inkontinenz erfährt, trotz Schamgefühl umgehend zum Arzt zu gehen. Im Frühstadium von Inkontinenz, kann oft schon durch Medikamenteneinnahme geholfen werden. Betroffenen müsse verdeutlicht werden, dass Inkontinenz keine Seltenheit, sie nicht alleine dastehen und dass Therapieformen mittlerweile überaus erfolgreich sind, so Ärztevertreter.