Deutschland ist Spitzenreiter im Operieren. Allein in den vergangenen Jahren sind die Operationszahlen um mehr als 25% gestiegen. Dies ergibt die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion, die erstmals von der Passauer Neuen Presse veröffentlicht wurde. Das Medienecho hierauf war entsprechend groß: Bereits zuvor hatten Experten und Journalisten immer wieder kritisiert, dass nirgendwo so häufig operiert werde wie in Deutschland. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist die Bundesrepublik in vielen Bereichen Rekordhalter. So gibt es kein anderes Land auf der Welt, in dem statistisch betrachtet so viele Hüft- und auch Knieoperationen durchgeführt werden. Den Grund hierfür sehen viele in falschen finanziellen Anreize: Je mehr Operationen, desto höher die Einnahmen für die Krankenhäuser und Ärzte, so die simple Rechnung. Ähnlich sah es offenbar auch die OECD.
So einfach sei die Rechnung dann aber doch nicht, meint zum Beispiel Frank Ulrich Montgomery von der Deutschen Ärztekammer (DÄK). Immer wieder betont der Mediziner, dass die hohen Fallzahlen an sich kein Anlass zur Kritik seien – ganz im Gegenteil: Dies spreche vielmehr für die hervorragende medizinische Versorgungslage, so der Präsident der DÄK. Und auch der im Vergleich hohe Altersdurchschnitt der deutschen Bevölkerung könnte mit verantwortlich für die hohen Zahlen beispielsweise an Hüftoperationen sein. Montgomery sieht zwar durchaus Kritikpunkte, hier aber nicht den einzelnen Arzt, sondern vor allem fehlerhafte politische Entscheidungen in der Schuld.