Stammzellen – Medizinisches Glossar

Stammzellen sind, wie der Name andeutet, alle Zellen des
Körpers, die sich noch in ihrem „Urzustand“ befinden, also noch nicht in ihren
jeweiligen Typ ausdifferenziert sind. Dabei unterscheidet man wiederum nach
embryonalen und adulten Stammzellen: Erstere können sich noch in alle Typen
ausdifferenzieren (pluripotent), letztgenannte in eine Auswahl bestimmter,
bereits festgelegter Gewebetypen (multipotent). Zudem sind Stammzellen in der
Lage, sogenannte Tochterzellen zu bilden.

Mehr als Klonen: Die Bedeutung von Stammzellen für Medizin
und Forschung

Stammzellen sind durch ihre Fähigkeit, potentiell alle bzw.
eine Vielzahl von Körperzellen nachzubilden, von enormer Bedeutung für die
medizinische Forschung. Von vielen Menschen werden sie allerdings in erster
Linie mit dem Klonen, also mit der exakten Doppelung von Erbgut, in Verbindung
gebracht. Dieses soll an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden. Allerdings
spielen ethische Probleme, die mit dem Klonen einhergehen, auch in der
wissenschaftlichen Verwendung von Stammzellen eine Rolle.

Die heutige Stammzellforschung beschäftigt sich insbesondere
mit den Möglichkeiten, bisher unheilbare oder nur sehr schwer therapierbare
Krankheiten wie Hirntumore, Erbkrankheiten oder bestimmte Herzerkrankungen.
Dabei wird zum Beispiel geprüft, inwiefern Stammzellen beschädigtes oder
krankhaftes Gewebe ersetzen können. Dieser Bereich wird auch als Regenerative
Medizin bezeichnet. Die Hoffnungen auf eine solche Therapie erhielt 2011 einen
Dämpfer, als amerikanische Forscher genetische Veränderungen an pluripotenten
Stammzellen nachwiesen. Aktuell bestehen verschiedene Auffassungen darüber, was
der Einschnitt für die Forschung bedeutet. Eine weitere Säule der
Stammzellforschung umfasst die Entwicklung von spezifischen Medikamenten auf
Basis eben diese pluri- oder multipotenten Zellen.

Die Stammzelltransplantation: Bekanntes Beispiel für die
Stammzellmedizin

Während viele Behandlungsoptionen mit Stammzellen noch in
den Kinderschuhen stecken oder überhaupt erst noch weiter erforscht werden
müssen, gibt es Gebiete, auf denen die Stammzellmedizin seit Jahrzehnten
erfolgreich eingesetzt wird: Die Knochenmarktransplantation beispielsweise,
unter anderem zur Behandlung von Leukämie eingesetzt, stellt im Grunde eine
Stammzelltransplantation dar. Hierbei werden nicht embryonale, sondern adulte
Stammzellen aus dem Knochenmark einem Spender entnommen und dem Empfänger
eingesetzt. Genauer handelt es sich hierbei um sogenannte Blutstammzellen, die
sich im Knochenmark befinden und die sich zu Blutzellen entwickeln können.
Durch die Transplantation dieser gesunden, adulten Stammzellen können sich auch
beim Leukämiekranken wieder gesunde Blutzellen neu bilden.

Gut zu wissen: Es gibt weitaus mehr Erkrankte, die auf eine
Stammzellenspende angewiesen sind, als entsprechende – Spender. Hinzu kommt, dass
für eine erfolgreiche Spende sogenannte HLA-Faktoren möglichst gut
zusammenpassen müssen. Die erste Möglichkeit besteht darin, Spender in der
Familie bzw. Verwandtschaft zu suchen. Darüber hinaus werden regelmäßig
sogenannte Typisierungs-Aktionen durchgeführt, bei denen grundsätzlich zur
Spende bereite Menschen per Bluttest untersucht und in die Kartei aufgenommen
werden. Passt das Profil zu einem oder einer Erkrankten, wird der mögliche
Spender dann angefragt. Auch dann kann er oder sie noch verneinen.