Sibutramin – Medizinisches Glossar

Sibutramin ist ein Appetitzügler, der inzwischen nicht mehr
verkauft wird. In allen Industrieländern ist Sibutramin auf Grund teils
massiver Nebenwirkungen verboten. Sibutramin wurde zur Behandlung bei starkem
Übergewicht eingesetzt, wobei die Indikation auch hier je nach Land bisweilen
sehr unterschiedlichen Regularien unterlag. Bekannte Handelsnamen lauteten zum
Beispiel Reductil oder Meridia, in China auch LiDa (wobei der Wirkstoff hier
oft nicht explizit ausgewiesen wurde, näheres dazu unten). In Deutschland war
die Verordnung relativ streng gehandhabt; so durften Medikamente mit dem
Wirkstoff beispielsweise nur für Patienten ab einem bestimmten Body-Mass-Index
(BMI) verschrieben werden.

Darüber hinaus wurde Sibutramin auch missbräuchlich zur
Gewichtsabnahme bei deutlich geringerem BMI verwendet. Die genaue Dunkelziffer
war und ist nicht bekannt, allerdings werden bis heute illegal Präparate mit
diesem Wirkstoff in bisweilen gefährlicher Konzentration hergestellt. Immer
wieder finden Zollfahnder zum Beispiel solche Packungen aus China oder anderen
Ländern in Fernost, die als pflanzliche Präparate zum Abnehmen beworben werden,
aber Sibutramin oder ähnliche Stoffe enthalten.

Wirkung und Nebenwirkungen von Sibutramin

Sibutramin ist ein Abkömmling (Derivat) von Amphetamin.
Hierdurch erklärt sich die bisweilen ähnliche Wirkung nicht nur auf den Appetit
(Minderung bzw. Dämpfung des Appetits bis zum vollständigen Ausbleiben),
sondern auch auf die Stimmung: Nicht wenige Anwender berichteten von einem
Hochgefühl während der Einnahme. Dieser Aspekt wird von einigen Experten als
eigentlicher Unterschied zu Mitteln aus anderen Wirkstoffgruppen angeführt: Mit
Appetitzüglern wie Sibutramin verspürt der Anwender keinen Hunger, wodurch
weniger Nahrung aufgenommen wird, zugleich aber auch keinen Mangel – im
Gegenteil wurde der Verzicht oft noch als positiv beschrieben. Durch die auch
psychische Wirkung könnte sich als weiterer Effekt auch die relative Beliebtheit
des Wirkstoffs erklären.

Gleichwohl liegt in dieser Wirkweise auch eine Gefahr von
Sibutramin begründet. Das Mittel wirkt indirekt auf das symphatische
Nervensystem und somit auch auf viele weitere Bereiche, die von diesem
gesteuert werden: Neben einem verringerten Appetit können unter anderem
Herzrasen, Zittern, Übelkeit und bisweilen starke Mundtrockenheit auftreten.
Gerade in Kombination mit einer geringen Nahrungsaufnahme sind bzw. waren schwere
Komplikationen möglich. Als mögliche Nebenwirkungen werden kardiovaskuläre
Erkrankungen und Störungen, also solche des Herz-Kreislauf-Systems, wie
Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck angeführt. Allein in den USA wurden
eine Reihe an Herzinfarkten auf die Einnahme von Sibutramin zurückgeführt. Diese
und weitere, schwere Nebenwirkungen führten schließlich dazu, dass das Mittel
ab 2010 in allen Industrienationen vom Markt genommen wurde. Die Zulassung von
Sibutramin durch die Arzneimittelbehörden wurde bereits einige Zeit vorher
nicht mehr verlängert.

Die Gewichtsabnahme, die durch Sibutramin erreicht werden
konnte, ist Studien zu Folge gar nicht besonders gravierend. Vergleichsgruppen,
die ein Abnehmprogramm ohne Sibutramin befolgten, nahmen im selben Zeitraum nur
geringfügig weniger ab. Auch dieser im Verhältnis zu massiven Risiken geringe
Nutzen spielte eine Rolle bei der Entscheidung gegen den Handel mit dem
Wirkstoff.