Rhesusfaktor – Medizinisches Glossar
Der Rhesusfaktor ist ein Kriterium, nach dem sich das
menschliche Blut unterscheiden lässt. Nach dem System der Unterteilung von
Blutgruppen in A,B und 0 sowie deren Kombinationen stellt das hiernach benannte
Rhesussystem das zweitwichtigste Blutgruppensystem dar. Dabei wird zwischen
neben rhesus-positivem und rhesus-negativem Blut unterschieden.
1940 entdeckten zwei Forscher das Erythrozyten–Antigen-System –
ganz spezifische Proteine, die sich auf der Membran roter Blutkörperchen
befinden. Menschen, deren Blut diese Proteine oder Antigene aufweist, sind
rhesus-positiv, alle anderen rhesus-negativ. Der Name Rhesus leitet sich von
den gleichnamigen Affen ab, deren Blutserum für die ersten Testreihen verwendet
wurde.
Bedeutung des Rhesusfaktors in der Medizin
Der Rhesusfaktor stellt, wie beschrieben, einen
individuellen Faktor des menschlichen Blutes dar. Er muss dabei ebenso wie die
übrigen Blutgruppenfaktoren berücksichtigt werden, wenn beispielsweise eine
Bluttransfusion erfolgen soll.
Generell ist der Großteil der Menschheit weltweit
rhesus-positiv. Nur etwa 15% hellhäutiger Europäer sowie Amerikaner gilt als rhesus-negativ.
Die Ureinwohner Asiens, Amerikas und Afrikas sind vollständig rhesus-positiv.
Gefährlich werden kann es, wenn rhesus-positives Blut in
einen Menschen mit rhesus-negativem Blut eintritt. Dies kann beispielsweise bei
einer Bluttransfusion der Fall sein oder auch bei einer Schwangerschaft: Dann,
wenn die Mutter rhesus-negativ und ihr Kind rhesus-positiv ist. In beiden
Fällen bildet der rhesus-negative Organismus Antikörper gegen das Antigen, was
verschiedene Komplikationen nach sich ziehen kann. Dieser Vorgang wird
entsprechend als Antigen-Antikörper-Reaktion bezeichnet. Ungleiche
Rhesusfaktoren bei Mutter und Kind treten in etwa einer von 1000
Schwangerschaften auf.
Die Vererbung des Rhesusfaktors erfolgt dominant-rezessiv.
Übrigens kann sich der Rhesusfaktor in seltenen Fällen sogar ändern: Entsprechende
Transformationen wurden zum Beispiel bei rhesus-negativen Patienten beobachtet,
die ein Spenderorgan eines rhesus-negativen Menschen transplantiert bekamen.
Neue Erkenntnisse: Welche Funktionen der Rhesusfaktor
erfüllt
Erst 2009 hat eine Studie mit genmanipulierten Nagetieren
gezeigt, welche Funktionen das Antigen, also der Rhesusfaktor, im Organismus
übernimmt. So rutschte bei Mäusen, die genetisch manipuliert nicht über das
Antigen verfügten, der PH-Wert des Blutes schneller in einen sauren Bereich. In
den Ausscheidungen, also im Harn, befanden sich weniger Stickstoffe. Offenbar
kommt den Proteinen eine wichtige Funktion bei der Ausscheidung von
Stickstoffen aus dem Körper zu.