ICD – Medizinisches Glossar

Das Kürzel ICD steht für International Classification of
Diseases and Related Health Problems, im Deutschen wird es als Internationale statistische Klassifikation
der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
übersetzt. Es handelt
sich dabei um ein weltweit anerkanntes System zur Klassifikation von Diagnosen,
also zur Einordnung und Vereinheitlichung ärztlicher Diagnosen. Dabei werden
die Diagnoseschlüssel regelmäßig überprüft und dem jeweils aktuellen Stand in
Wissenschaft und Forschung angepasst. Die letzte überarbeitete Ausgabe des ICD
erschien 2016, Diagnosen nach dieser Klassifikation bzw. nach diesem Schlüssel
werden auch als ICD-10 gekennzeichnet. Sie wurde wie ihre Vorgängerausgaben von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben.

Aufbau des ICD und länderspezifische Eigenheiten

Das ICD soll eine weltweit einheitliche Klassifikation von
Krankheiten ermöglichen. Trotzdem gibt es auch hier länderspezifische
Unterschiede, die in der jeweiligen Ausgabe gekennzeichnet sind. In Deutschland
gilt so zum Beispiel ICD-10 German Modification (GM).

Auch die Ursprünge hat die moderne Verschlüsselung von
Diagnosen offenbar in Deutschland: Der chirurgische Diagnoseschlüssel der
Uniklinik Göttingen gilt als Vorreiter des ICD. Nach der Gründung der WHO wird
das Klassifikationssystem ab 1948 von ebendieser überarbeitet und
herausgebracht. Die Arbeit an einem der umfassenden Bände nimmt mehrere Jahre,
mitunter ein Jahrzehnt in Anspruch. Das aktuelle ICD besteht aus drei Bänden.
Krankheiten sind in zahlreiche Kapitel von Erkrankungen beispielsweise der
Inneren Organe, des Nervensystems oder der Psyche über Infektionskrankheiten
bis hin zu Verletzungen untergliedert, die wiederum einzelne Diagnosen mit den
jeweiligen Schlüsseln enthalten.

Kritik, Ergänzungen und Alternativen

Gerade in der psychiatrischen Behandlung wird das ICD-10
nicht unbedingt als Maß aller Dinge betrachtet. Aus den USA stammt das Diagnostic
and Statistical Manual of Mental Disorders, kurz DSM, das auch in Deutschland
Anwendung findet. Dabei gibt es zahlreiche Überschneidungen mit dem ICD-10,
mitunter aber auch Differenzen. Ein Grund darin liegt in der Problematik einer
klaren Diagnose: Gerade im Bereich der Psychiatrie hängt die Frage von
Gesundheit oder Krankheit stark von gesellschaftlichen Normen ab. Etliches, was
einst als Krankheit galt, beispielsweise Homosexualität, ist inzwischen längst
als eine sexuelle Orientierung von vielen anerkannt.

Neben diesen spezifischen gibt es auch allgemeine Kritikpunkte
sowohl am ICD als auch am DSM, also an Klassifikationssystemen generell: Problematisch
kann die bisweilen unzureichende Unterscheidung zwischen Symptom und Diagnose
in einigen Bereichen sein, zudem findet sich längst nicht für jedes
Krankheitsbild eine passende Diagnose. Und: Die internationale Vergleichbarkeit
ist in der Praxis auf Grund zahlreicher Besonderheiten weit weniger gegeben,
als dies beansprucht wird.