DSM – Medizinisches Glossar

Das Kürzel DSM steht für Diagnostic and Statistical Manual
of Mental Disorders, zu Deutsch: Diagnostischer und Statistischer Leitfaden
Psychischer Störungen. Es handelt sich dabei um das US-amerikanische
Klassifikationssystem und gleichzeitig Handbuch für eben diese psychischen
Erkrankungen und Störungen, das jedoch auch über die USA hinaus Anwendung
findet. Es steht somit gewissermaßen in Konkurrenz zum internationalen
Leitfaden ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and
Related Health Problems) der World Health Organization, kurz WHO.

Das DSM: Seit 1984 auch auf Deutsch erhältlich

Körperliche Störungen und Erkrankungen können noch
einigermaßen einheitlich beschrieben werden, auch wenn es selbst hier einige
Feinheiten geben kann. Gerade die Definition psychischer Störungen aber kann
mitunter sogar in philosophische Fragestellungen abgleiten: Ist eine psychische
Erkrankung beispielsweise nur mit Leidensdruck eine solche? Und kann man jedes
von der Norm abweichende Verhalten als Störung begreifen? Die Geschichte des
DSM ist gewissermaßen auch eine Geschichte der modernen Psychiatrie selbst: Im
Laufe der Zeit, die von der ersten Erfassung geistiger Störungen im Rahmen der
amerikanischen Volkszählung im Jahr 1840 bis zur inzwischen fünften Auflage des
Leitfadens (DSM5) reicht, sind so zahlreiche Störungen inzwischen nicht mehr
als solche gelistet. Zum Beispiel galt Homosexualität lange Zeit als psychische
Störung. Umgekehrt sind weitere Erkrankungen hinzugekommen oder bestehende
Diagnoseschlüssel weiter ausdifferenziert worden. Erstmalig für den
deutschsprachigen Markt erhältlich war das DSM 1984. Die fünfte Überarbeitung
wurde 2014 auf Deutsch herausgebracht. Inzwischen ist es längst auch in
deutschen Kliniken und Praxen zum Standardwerk zur Diagnose psychischer
Störungen geworden, wobei natürlich mitunter auch parallel oder alternativ das
ICD-10 verwendet wird. Als besonderer Vorteil des DSM gilt unter anderem, dass
es in vielen Bereichen präziser und weiter ausdifferenziert ist (zum Beispiel
geschlechtsspezifisch). Das ICD-10 wiederum gilt Kritikern als zu ideologisch
gefärbt, da hier versucht wird, Störungen unabhängig vom jeweiligen Kulturkreis
zu klassifizieren. Gleichzeitig wird auch am DSM5 Kritik geübt, eine
einheitliche Meinung ist also gerade auf dem Feld der psychischen Erkrankungen
schwierig zu finden.