Anamnese – Medizinisches Glossar
Wer zum ersten Mal bei einem neuen Hausarzt, beim Facharzt
oder auch beim Zahnarzt vorstellig wird, der muss hier in der Regel einen
Anamnesebogen ausfüllen. Hier werden individuelle Merkmale wie Größe und
Gewicht, aber auch etwaige Vorerkrankungen, Operationen sowie regelmäßig
einzunehmende Medikamente notiert. Dieser Bogen soll dem Arzt helfen, sich ein
genaues Bild von den jeweiligen Beschwerden zu machen und diese in einen
individuellen Krankheitsverlauf einzuordnen. Seinen Ursprung hat der Begriff im
griechischen Wort „anamnesis“, was Erinnerung bedeutet.
Natürlich kann die Anamnese, also die Aufzeichnung des
Leidensbildes und – Verlaufs, auch während des Arzt-Patienten-Gesprächs
erfolgen. Je sorgfältiger die Anamnese, umso genauer das Gesamtbild – und desto
erfolgreicher oftmals auch die Diagnose.
Anamnese in besonderen Situationen
Nicht immer können Patienten selbst über ihre
Krankheitsgeschichte Auskunft geben: Im Notdienst beispielsweise, wenn
Betroffene bewusstlos sind, oder auch wenn diese sich nicht genügend verständigen
können, ist eine sogenannte Fremdanamnese notwendig. Hier wird die
Krankengeschichte also durch außenstehende Personen, zum Beispiel
Familienmitglieder oder Pflegepersonal, mitgeteilt.
Für die Anamnese im akuten Notfall wiederum gelten besondere
Maßstäbe: Hier steht nicht eine umfassende Erzählung der individuellen
Krankheitsgeschichte, sondern eine Abklärung der wichtigsten (oft
lebenswichtigen) Faktoren wie eingenommene Medikamente, etwaige Allergien, aber
natürlich auch die jeweiligen Symptome, Vorerkrankungen und der
Krankheitsverlauf im Vordergrund.
Die biografische Anamnese
Für viele Patienten oft ungewöhnlich, aber von nicht wenigen
Ärzten gern praktiziert ist die Ergänzung der Anamnese durch biografische
Faktoren. Hier wird also nicht nur unmittelbar nach Krankheiten und (meist
körperlichen) Beschwerden, sondern auch nach der individuellen und aktuellen
Lebenssituationen, nach familiärem Status und ähnlichem gefragt. Hierdurch will
sich der Arzt ein besonders umfassendes Bild vom Patienten machen und durch den
geweiteten Blick auf den akuten Fall auch solche Faktoren in die Diagnose
einbeziehen, die sonst außen vor bleiben, die aber mitunter sehr aussagekräftig
sein können.