Ein Probiotikum wirkt seinen Namen entsprechend positiv auf den lebenden Organismus (lateinisch pro = „für“, griechisch bios = „Leben“). Probiotika bestehen aus lebenden Mikroorganismen. Dabei handelt es sich um Bakterienstämme, die auf natürliche Weise unseren Darm besiedeln und diesen sanieren können.

Wie wirken Probiotika?

Ein Probiotikum hilft einer gestörten Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu gelangen. Dabei stärkt es die Barrierefunktion der Darmwände, gleichzeitig hält es Krankheitserreger in Schacht. Die Darmwände müssen durchlässig sein, sonst könnten sie nicht die verwerteten Nährstoffe ins Blut transportieren. Doch diese Durchlässigkeit birgt gleichzeitig das ständige Risiko, dass wir auch Schadstoffe über den Darm aufnehmen. Der Körper wirkt dem zwar durch körpereigene Abwehrzellen entgegen, doch manchmal ist unser Immunsystem mit dieser Abwehr überfordert. Dadurch gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht. Probiotika unterstützen die natürlichen Abwehrzellen. Bei ihrer regelmäßigen Zufuhr genügt ihre Widerstandskraft, um den Verdauungsprozess zu überleben.

Das schaffen aber nicht alle von ihnen, sondern nur – je nach Bakterienstamm – rund 10 – 40 %. Wenn aber diese probiotischen Bakterien in den Dickdarm gelangen, können sie dort positiv wirken. Nur ist es ihnen nicht möglich, sich im stabilen Ökosystem unseres Magen-Darm-Trakts dauerhaft anzusiedeln. Sie müssen daher regelmäßig zugeführt werden.

Wie müssen die kleinen Helfer beschaffen sein?

Es gibt vier entscheidende Kriterien für ein gutes Probiotikum:

  1. Inhaltsstoffe: Probiotika bestehen aus verschiedenen Bakterienstämmen für die Unterstützung unserer körpereigenen Abwehrzellen. Diese Stämme verteidigen den Darm auf unterschiedliche Weise. Interessant ist es nun, welche der Stämme in einem Probiotikum überhaupt vorkommen. Infrage kämen Bifidobakterien, Lactobacillus-acidophilus-Stämme, Lactobacillus bulgaricus, Lactobacillus casei, Lactobacillus reuteri und Lactobacillus salivarius. Lactobacillus acidophilus gehört zu den Stoffwechselprodukten, die Zucker in Milchsäure umwandeln. Diese durch Bakterien produzierte Milchsäure eliminiert mit ihrem geringen pH-Wert (3 – 4) die meisten schädlichen Mikroorganismen. In der Umgebung dieser Milchsäure sind sie nicht lebensfähig. Lactobacillus casei wandelt ebenfalls Zucker in Milchsäure um, darüber hinaus fördert dieser Bakterienstamm das Wachstum von L.-acidophilus-Bakterien. Drittens ist Lactobacillus casei sehr robust, es überlebt in einem breiten pH-Bereich und bei Temperaturen zwischen 15 und 45 °C. Das Bakterium Lactobacillus reuteri verhindert mit der von ihm produzierten Substanz Reuterin das Wachstum von gefährlichen Bakterien. Nützlichen Bakterien macht hingegen diese Substanz nichts aus. Bifidobakterien stärken das Immunsystem und fördern eine gesunde Verdauung. Die verschiedenen Arten der Bifidobakterien haben unterschiedliche Funktionen. Das Bifidobacterium longum beispielsweise fördert die Bildung von IgA (Immunglobin A), das im Dünndarm die Darmschleimhaut vor giftigen Wirkungen von Nahrungsantigenen bewahrt.
  2. Zahl der Bakterienkulturen (KBE): Es gibt Probiotika mit 4 oder 20 Milliarden KBE, jedoch auch einige mit 100 – 200 Millionen KBE. Je höher diese Zahl ist, desto umfassender fällt die Wirkung des Präparats aus. KBE bedeutet „Koloniebildende Einheiten“ und kennzeichnet die wirklich aktiven Bakterien.
  3. Wachstumspromotor: Ein Probiotikum benötigt eine Nahrungsgrundlage bzw. Energiequelle, damit die Bakterienstämme wachsen können. So gibt es unverdauliche Präbiotika wie z. Inulin, die den Bakterien als perfekte Nahrungsgrundlage dienen.
  4. Hülle: Es gibt die Probiotika in verschiedenen Darreichungsformen, am häufigsten handelt es sich um Kapseln. Diese müssen gegen den Magensaft resistent sein, damit die Bakterien die Reise in den Dickdarm überstehen. Eine zu wenig widerstandsfähige Hülle lässt die Magen- und Gallensäure sowie die Verdauungsenzyme die Probiotika schon vor dem Dickdarm angreifen, damit verpufft ihre Wirkung. Eine säureresistente Beschichtung verhindert die Auflösung im Magen. Das Probiotikum wird damit erst in der basischen Umgebung des Dickdarms (pH-Wert größer 7,0) aktiviert.

Gute Probiotika erfüllen diese Kriterien. Mit ihnen lässt sich der Darm sanieren, wozu außerdem eine entsprechende ballaststoffreiche Ernährung beiträgt. Empfohlen wird die dauernde Anwendung von Probiotika und schaden können sie uns Menschen nicht.