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2020-11-27T14:11:44+01:00

Risiken der Radikalen Prostatektomie (Operation bei Prostatakrebs)

Die Risiken der Operation erklären sich durch die Lage: tief
im kleinen Becken, unterhalb der Harnblase, angrenzend an den Harnschließmuskel
und vor dem Enddarm gelegen. Zudem laufen die autonomen (‚unwillkürlichen’)
Nervenbahnen für die Erektion und teilweise für die Kontinenz direkt auf der
Prostatakapsel.

Während der Operation ist das Risiko eines größeren
Blutverlusts gegeben, der eine Transfusion (Übertragung von Fremdblut)
notwendig macht. Dieses Risiko sollte sich in den unteren einstelligen
Prozentzahlen, bei sehr guten Operateuren unter 1%, belaufen. Das Risiko von
Harnblasen- oder Enddarmverletzungen ist als sehr gering (deutlich unter 1%)
einzustufen.

Bei einigen wenigen Prozent der Patienten verheilt die kleine
Höhle, in der die Lymphknoten während der Operation entnommen wurden,
unvollständig. Dann sammelt sich Lymphe (Gewebswasser) an dieser Stelle
(‚Lymphocele’), was Beschwerden nach sich ziehen kann oder z.B. die große Beinvene
komprimieren kann. In einem solchen Fall muss die Punktion der Lymphocele oder
(meist besser) die laparoskopische Fensterung durchgeführt werden.

Dadurch, dass die Prostata selbst eine Schließmuskel-Funktion
übernimmt, ist die Kontinenzsituation nach der Entfernung der Prostata
‚geschwächt’. D.h. unmittelbar nach Entfernung des Katheters benötigen die
meisten Patienten noch Vorlagen, da bei Situationen mit erhöhtem Bauchdruck
(z.B. Husten, Niesen, Aufstehen) einige Tropfen Urin abgehen. Diese geringe Inkontinenz
bessert sich dann im Laufe der Wochen; eine stationäre Reha-Maßnahme im
Anschluss an den stationären Aufenthalt (oder eine gezielte ambulante
Beckenbodengymnastik unter Anleitung) verkürzt diesen Prozess deutlich.

Je nach Ausgangslage (d.h.
wie hart war die Erektion noch vor der Op) und nach der Möglichkeit, die
Erektionsnerven während der Op zu schonen, ist die Erektionsfunktion nach der
Operation
vollständig erhalten, abgeschwächt oder nicht mehr gegeben. Bei den
meisten Betroffenen ist die Erektionsfunktion mehrere Wochen bis einige Monate
gestört, sie kann aber auch bis zu drei Jahre nach der Operation wieder in
Ordnung kommen. Um die Reduktion der natürlichen Erektion zu verbessern,
verschreibt der betreuende Urologe ein erektionsverstärkendes Mittel
(‚Potenzpille’).

Allgemeine Operations- bzw. Narkoseunfähigkeit (z.B. bei schweren Herz- und
Lungenerkrankungen) führt dazu, dass die Operation nicht durchgeführt werden
kann.

Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen
kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen
geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt
kann hierdurch nicht ersetzt werden.

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