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2020-11-27T14:22:23+01:00

Die Operation im Detail: Die Operation wird
entweder in sitzender oder seitlich liegender Position (Parkbanklagerung)
durchgeführt. Die meisten operativen Schritte erfolgen unter dem OP-Mikroskop.
Der Kopf bleibt während der Operation fest eingespannt, eine kleinere Rasur
hinter dem Ohr ist für den Zugang ausreichend. Vor dem Eingriff werden in
Narkose verschiedene Überwachungselektroden im Gesicht angebracht. Die
wichtigsten sind EMG-Elektroden zur Überwachung der Funktion des Gesichtsnerven
(Nervus fazialis) sowie ein akustischer Sender, der in den Gehörgang eingelegt
wird. Mit diesem lassen sich so genannte evozierte Potentiale auslösen, die zur
Überwachung der Funktion des Hörnervs und des Hirnstamms dienen. Der
Hautschnitt von ca. 6 – 8 cm Länge erfolgt in der Region hinter dem Ohr, ca. 4
cm hinter dem äußeren Gehörgang. Zunächst wird die Nackenmuskulatur vom
Schädelknochen etwas abgeschoben, um für den OP-Zugang Platz zu haben. Es erfolgt
die Setzung eines oder mehrerer Bohrlöcher, die miteinander zu einem
Knochendeckel verbunden werden, der meist zum Ende der Operation wieder
eingesetzt wird (so genannte osteoplastische Trepanation). Manche Kliniken
verzichten aufgrund der Kleinheit des Zuganges und der dicken Muskelschicht in
diesem Bereich auf die Wiedereinsetzung des Knochendeckels.

Danach wird die
Hirnhaut eröffnet und das darunter befindliche Kleinhirn mit einem sogenannten
Hirnspatel etwas weggehalten. Zuvor wird, damit das Hirn weich ist und für den
OP-Zugang Platz geben kann, ein wenig Hirnwasser abgelassen. Unter dem
OP-Mikroskop kann der Operateur nunmehr vorsichtig in den Spalt zwischen
Kleinhirn und dem Felsenbein, in dem sich das Innenohr und das
Gleichgewichtsorgan befinden und der Gesichtsnerv verläuft, in die Tiefe
vorgehen. Das Gewebe des Kleinhirns wird dabei nicht beschädigt. In etwas 2,5 –
3 cm Tiefe findet sich der Tumor am Eingang zum sogenannten inneren Gehörgang
am Felsenbein. In den meisten Fällen befindet sich der Nervus fazialis vor dem
Akustikusneurinom bzw. an dessen oberer vorderer Außenfläche. Der Operateur
sieht somit den Nerv erst zum Ende des Eingriffs. Zunächst wird die Tumorkapsel
eröffnet und der Tumor innerlich ausgehöhlt. Dazu werden zum Beispiel ein
Ultraschallzerstäuber und eine so genannte bipolare elektrische Pinzette (zur
Blutstillung) eingesetzt. Es wird meist zunächst nach unten und in Richtung
Hirnstamm vorgegangen, um die unteren Hirnnerven (für die Schluckfunktion) und
den Abgang des 7. und 8. Hirnnerven aus dem Hirnstamm sicher darzustellen. Nach
dieser OP-Phase ist meist eine Reizung des Gesichtsnervs durch eine Sonde
möglich, so dass man seinen Verlauf sicher bestimmen kann. Es schließt sich das
operative Vorgehen in Richtung oben-vorn an, oftmals bis zum Kleinhirnzelt und
zum sensiblen Gesichtsnerven (Nervus trigeminus). Während des Eingriffs sind
kleine Blutgefäße, die das Kleinhirn, die Hirnnerven und den Hirnstamm
versorgen, zu präparieren und zu schonen.

In vielen Fällen
ist als nächster Schritt die Eröffnung des inneren Gehörgangs durchzuführen.
Dies geschieht mit einer kleinen Diamantfräse. Tumoranteile befinden sich
innerhalb des inneren Gehörgangs und können auf diese Weise ebenfalls subtil
abpräpariert werden. Die Präparation in diesem Bereich ist zur Erhaltung des
Gesichtes und des Hörnervs besonders wichtig, da sich hier meist stärkere
Verwachsungen des Tumors mit den Nerven finden. Auch hier ist das
Neuromonitoring (elektrische Überwachung der Hirnnerven) sehr hilfreich.

Zum Ende der
Operation wird das verlorene Hirnwasser durch Kochsalzlösung ersetzt. Der
Operateur kontrolliert sorgfältig, dass keine noch so kleine Blutung mehr
besteht. Es folgt der Verschluss der Hirnhaut, das Einsetzen des
Knochendeckels, meist mit Klemmnieten. Die Muskulatur und Haut werden in
mehreren Schichten vernäht und ein Pflasterverband angebracht.

Der Patient wird
danach auf der Intensivstation überwacht. Es wird angestrebt, dass er schnell
wieder selbständig atmet und wach wird. Meist erfolgt noch am gleichen Tag eine
computertomographische Kontrolle, um eine Nachblutung oder eine verstärkte
Schwellung mit Hirnwasseraufstau feststellen und behandeln zu können.

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