Ein künstliches Kniegelenk (Knietotalendoprothese) kann bei Menschen mit fortgeschrittener Kniearthrose Schmerzen deutlich lindern. Entscheidend ist dafür besonders bei älteren Menschen eine entsprechende Vor- (Prehabilitation) und Nachbereitung (Rehabilitation) der Operation. Patienten können so die Erfolgschancen des Eingriffs deutlich erhöhen, ihre Beweglichkeit verbessern und den Umgang mit dem künstlichen Gelenk schneller erlernen.

Das richtige Klinikum

In Deutschland dürfen Total-Endoprothesen (Knie-TEP) nur Kliniken durchführen, die die gesetzliche Mindestmenge von 50 Operationen pro Jahr nachweisen können. Bei einseitigen Prothesen (Teil-Endoprothesen) gibt es diese Mindestmenge nicht. Patienten sollten bei der Wahl des Klinikums, aber auch bei einer Teilprothese darauf achten, ein Krankenhaus mit hohen Operationszahlen auszuwählen. Sie können so sicherstellen, dass die Operation durch ein erfahrenes Team erfolgt. Entsprechende Informationen liefern die Weisse Liste und endoCert.

Physiotherapie vor der Operation

Viele Patienten, die ein künstliches Kniegelenk erhalten, sind in den Monaten vor der Operation körperlich kaum aktiv. Dies führt primär bei Senioren schnell zu einem deutlichen Abbau an Muskelmasse. Im Rahmen der OP-Vorbereitung sollten die Muskeln deshalb mit leichten Übungen wieder aufgebaut werden. Falls möglich, sollte dies gemeinsam mit einem Physiotherapeuten erfolgen. Es ist so sichergestellt, dass die Übungen korrekt ausgeführt werden. Schmerzen am Knie lassen sich in der Regel dadurch vermeiden.

Rauchen vor und nach der Operation

Studien zeigen, dass Wundheilungsstörungen am Implantat bei Rauchern etwa doppelt so oft auftreten, wie bei Nicht-Rauchern. Bereits ein Rauchverzicht ab sechs Wochen vor und nach der Knie-OP reduziert diese Effekte signifikant. Um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden, ist es deshalb mehr als nur empfehlenswert, das Rauchen zumindest zu pausieren.

Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Zuckerkranke sollten vor der Operation und während der Nachbehandlung im Klinikum besonders auf ihre Blutzuckerwerte achten. Liegen diese nicht im Normalbereich, ist das Risiko für Infektionen und andere Komplikationen deutlich höher. Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sollten deshalb im Rahmen der OP-Vorbereitung ihre Blutzuckereinstellung von einem Facharzt prüfen lassen.

Frührehabilitation nach der Knie-OP im Krankenhaus

Die Frührehabilitation beginnt bei den meisten Patienten schon am Tag nach der Operation. Dabei streckt und beugt ein Physiotherapeut das neue Kniegelenk vorsichtig. In einigen Kliniken erfolgt dies auch durch elektrischen Motorschienen. Laut Studien kann ein früher Beginn der Rehabilitation die Genesungsdauer signifikant verringern.

Im Rahmen der Frührehabilitation zeigen Physiotherapeuten dem Patienten außerdem, wie er sich aus dem Liegen aufrichtet, wie er aufsteht und wie er sich mit Gehstützen sicher bewegt. Die speziellen Bewegungsabläufe sind nötig, damit die Prothese nicht überlastet wird und sich lockert, weil die Muskeln, Bänder und Sehen unmittelbar nach der Operation noch geschwächt sind.

Wie schnell das Bein wieder voll belastet werden kann, hängt neben dem Patienten primär von der Art der Prothese ab. In Deutschland werden hauptsächlich zementierte Knieprothesen eingesetzt, die deutlich schneller belastet werden können als nicht zementierte Prothesen.

Rehabilitation nach dem Krankenhausaufenthalt

Im Anschluss an die Frührehabilitation im Krankenhaus sollten Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk umgehend mit einer ambulanten, teilstationären oder stationären Rehabilitation beginnen. Physiotherapeuten zeigen dort Übungen, mit denen die Beweglichkeit des Gelenks verbessert werden kann und erklären den Patienten die richtigen Bewegungsabläufe für ihren Alltag. In der Regel dauert die Rehabilitation drei Wochen. Neben Krankengymnastik, Gangschulungen und verschiedenen Bewegungstherapien ist auch die Lymphdrainage Teil dieses Prozesses.

In den oft angeschlossenen Beratungsmöglichkeiten werden Patienten außerdem professionell zu möglichen Fragen informiert. Diese betreffen etwa das Schwerbehindertenrecht oder die Wiedereingliederung in den Beruf.

Dauer der Genesung nach einer Knie-OP

In den ersten Tagen nach der Operation kann die Wunde noch etwas nässen. Die Operationsfäden oder -klammern werden etwa zwei Wochen nach der Operation gelöst. Nach etwa sechs Wochen ist die Genesung so weit fortgeschritten, dass die Muskulatur das Gelenk ausreichend halten kann. Nötig ist dafür eine ausreichende Mitarbeit des Patienten bei den verschiedenen Rehabilitationsmaßnahmen.

Nach durchschnittlich drei Monaten ist die Genesung und die Gewöhnung an das neue Gelenk so weit, dass Patienten wieder zur Arbeit gehen können. Auch einfache Sportarten, die das Gelenk nicht zu stark belasten, sind nach drei Monaten oft wieder möglich. Wie lange die Genesung dauert, hängt unter anderem vom Zustand der Muskulatur, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand sowie der Eigenmotivation des Patienten ab.

Sportarten nach der Rehabilitation

Auch nach der Rehabilitation sollten Patienten durch Sport ihre Muskeln, Sehnen und Bänder kräftigen. Dies gibt der Prothese zusätzlichen Halt. Die Lebensdauer einer Prothese kann durch eine zu starke Belastung jedoch reduziert werden. Menschen, mit einem künstlichen Kniegelenk sollten daher nicht alle Sportarten ausführen.

Empfohlen sind unter anderem:

  • Wassergymnastik
  • Radfahren (kein Mountainbike)
  • Schwimmen
  • Spaziergänge und Walking
  • leichte Gymnastik
  • Tanzen

Nicht geeignet sind unter anderem:

  • Joggen
  • Sportarten mit hartem Körperkontakt und Sturzgefahr
  • Sportarten mit hoher Gelenkbelastung