Inkontinenz / Belastungsharninkontinenz bei Frauen – Fakten zu den OP-Verfahren TVT und TOT
Operationsname, Definition: Einlage eines spannungsfreien Vaginalbandes in Höhe
der mittleren Harnröhre (TVT/TOT) / Es handelt sich um ein Kunststoff
(Polypropylene) Band, welches von vaginal her unter die mittlere Harnröhre
eingebracht wird zur Behandlung der Belastungsharninkontinenz der Frau.
Allgemeine
Informationen zur Belastungsharninkontinenz der Frau: 20-50 % aller Frauen leiden an einer Harninkontinenz.
Die Harninkontinenz der Frau kann aus den unterschiedlichsten Gründen und in
jedem Lebensalter auftreten. Typische Formen der Harninkontinenz bei der Frau
sind die Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz oder eine Mischung aus beiden
Formen. Die Belastungsharninkontinenz hat als Symptom Harnverlust bei
körperlicher Anstrengung ohne gleichzeitigen Harndrang. Typischerweise tritt
der Harnverlust ohne zeitliche Verzögerung zur körperlichen Anstrengung auf. Gegebenenfalls
müssen ausgeprägte Senkungszustände oder andere
anatomische bzw. funktionelle Defekte, z.B. nach Voroperationen, vor
geplanter Implantation eines suburethralen Bandes operativ korrigiert bzw.
saniert werden.
Die Wahl des jeweiligen OP-Verfahrens
richtet sich prinzipiell nach der zugrunde liegenden Ursache der
Belastungsinkontinenz.
Hintergrundinformationen / Herkunft und
Entwicklung: Bisherige Standardoperationen zur Behandlung der
Harninkontinenz der Frau waren Eingriffe, die zu einer Anhebung des
Blasenhalses führten und so einen besseren Harnröhrenverschluss erbrachten, wie
z.B. die Operation nach Marshall-Marchetti, die Kolposuspension nach Burch oder
das Zödler-Band.
Das erste TVT (tension free vaginal tape) wurde Mitte der Neunziger
Jahre von Ulmsten (Schweden) entwickelt
und fand Ende der neunziger Jahre Einzug in deutsche Kliniken. Zum ersten Mal
wurde hier durch eine Unterstützung der mittleren Harnröhre – und nicht durch
Anhebung des Blasenhalses – eine Kontinenz erreicht. Der Wirkmechanismus des
TVT beruht durch eine Korrektur der bindegewebigen und muskulären
Haltestrukturen. Die sogenannte Integraltheorie von Petros (Australien) und
Ulmsten weist auf die Bedeutung der Wiederherstellung dieser Unterstützung von
Harnröhre und Beckenboden hin.
2003 wurde zusätzlich das
transobturatorische Verfahren (TOT) zur Behandlung der weiblichen
Belastungsharninkontinenz entwickelt, um die Risiken für Harnröhren- und
Blasenverletzungen zu minimieren. Beide Bänder, TVT wie TOT, sind nahezu gleich
wirksam. Das TVT hat
jedoch im Vergleich zum TOT eine „höhere Anpassungsfähigkeit“ an die
vorliegenden anatomischen Verhältnisse besonders nach bereits vorausgegangenen
Operationen.
Facharzt dieser Operation: Diagnostik
wie auch Operation wird durch einen Urologen oder Gynäkologen durchgeführt.
Häufigkeit pro Jahr: Von diesen Operationen werden in
Deutschland schätzungsweise mehrere tausend pro Jahr durchgeführt.
Stationär / Ambulant: Die Operation
erfolgt unter stationären Bedingungen.
Kosten der
Operation und Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Die Einlage eines TVT/TOT – Bandes kostet ca. 2.200
Euro und wird von der Krankenkasse übernommen.