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2020-11-27T14:26:58+01:00

Operationsname, Definition: Refertilisierung bzw. Refertilisierungsoperation
(Synonyme: mikrochirurgische Vaso-Vasostomie, Tubulovasostomie) / Die Refertilisierungsoperation ist eine
mikrochirurgische Operation, bei der eine Sterilisierung des Mannes
(Vasektomie)
rückgängig gemacht wird, indem die Samenleiterenden wieder
zusammengenäht werden (Vasovasostomie) oder der Samenleiter an Samenkanälchen
(Tubuli) im Nebenhoden angeschlossen wird (Tubulovasostomie).

Die Infertilität nach Vasektomie wird im Allgemeinen
durch eine Vasovasostomie reversibel gemacht. Dieser Eingriff wurde bis in die
siebziger Jahre zumeist in makroskopischer Technik, also mit dem bloßen Auge,
durchgeführt. Mittlerweile hat sich die mikrochirurgische Technik durchgesetzt,
wobei die meisten Operateure ein Operationsmikroskop verwenden, andere aber
auch eine Lupenbrille mit 2- bis 8-facher Vergrößerung. Zunächst werden jeweils
die beiden Samenleiterenden freigelegt und die Narbe zwischen den Enden
reseziert. Anschließend wird die Durchgängigkeit der Samenleiter überprüft.
Intraoperativ wird aus dem vom Nebenhoden kommenden Samenleiter jeweils eine
Spermaprobe unter einem Mikroskop zum Nachweis von toten oder lebendigen
Spermien untersucht.

Für die Wiederzusammenführung (Anastomose) der
Samenleiterenden werden feinste Fäden und Nadeln verwandt für eine
zweischichtige (teilweise sogar dreischichtige) Naht. Zunächst wird die innere
Schleimhaut der Samenleiterenden zusammengenäht mit auf beiden Seiten mit
Nadeln ausgestatteten Fäden (Fadendicke 10/0), anschließend werden die äußeren
Muskelschichten zusammengenäht (Fadendicke 9/0).

Hintergrundinformationen zur
Infertilität nach Vasektomie / Herkunft und Entwicklung:
Häufigster
Beweggrund für eine solche Maßnahme ist eine neue Partnerschaft mit erneut
aufgekommenem Kinderwunsch.

Die
ersten Vasovasostomien wurden nach dem zweiten Weltkrieg durchgeführt. Hierbei
wurde versucht, Sterilisationen, die gegen den Willen der betroffenen Männer
durchgeführt worden waren, rückgängig zu machen. Nachdem die Vasektomie in den
sechziger Jahren zunächst in den USA und später dann auch in Europa eine
bedeutende Rolle in der männlichen Konzeption eingenommen hatte, entstand
entsprechend auch der Wunsch nach der Refertilisierung.

Erst
der technische Fortschritt mit Entwicklung von Operationsmikroskopen und
feinsten Nadeln und Fäden ermöglichte dann in den siebziger Jahren die
Etablierung der zweischichtigen Vasovasostomie, mit deutlich verbesserten
Durchgängigkeits- und Schwangerschaftsraten.

Die
mechanische Durchgängigkeit der Samenleiter kann in einem Großteil der Fälle
wiederhergestellt werden ([gt]90%). Problem ist jedoch, dass der eigentliche
Erfolg, also die Schwangerschaft, durch mehrere Faktoren beeinflusst wird.
Bezüglich der Spermaproduktion ist der Abstand zwischen Vasektomie und
Wiederherstellung der Durchgängigkeit entscheidend. Je größer dieser Abstand
ist, desto weniger wahrscheinlich ist eine ausreichende Spermienzahl im
Ejakulat nach Vasovasostomie. Entsprechend verringert sich auch die
Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Bedingt ist dies V.a. durch den „Blow
out“ in den kleinen Samenkanälchen (Tubuli) des Nebenhodens, also ein Einreißen
bzw. Platzen, und dem damit verbundenen Austritt von Sperma in das umliegende
Bindegewebe. Das Ausmaß dieses Geschehens ist von der Elastizität der Tubuli
und der Dauer seit der Vasektomie abhängig. Man kann erst intraoperativ
feststellen, ob eine Verstopfung der Tubuli vorliegt. Kann bei Operation aus
dem vom Nebenhoden kommenden Samenleiterteil kein Spermaausfluss festgestellt
werden, muss ein Anschluss an einen noch offenen Tubulus durchgeführt werden
(Tubulovasostomie). Hierdurch verringern sich die Erfolgschancen der
Refertilisierung. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Schwangerschaftsrate
ist die Partnerin: Eine primäre Infertilität (Unfruchtbarkeit) besteht selten,
vor allem muss aber das Alter der Frau berücksichtigt werden, da mit
zunehmendem Alter die Fertilität der Frau abnimmt.

Die Schwangerschaftsrate nach Vasovasostomie liegt
bei 40 bis 60%.

Facharzt dieser Operation: Eine
Vasovasostomie bzw. Refertilisierung wird durch speziell in mikrochirurgischer
Technik geschulte Urologen durchgeführt.

Häufigkeit pro Jahr: Jährlich
lassen sich etwa 50.000 Männer in Deutschland vasektomieren. Im weiteren
Verlauf besteht bei etwa 7% der Männer der Wunsch zur Refertilisierung. Letzten
Endes wird bei 3,5% der Betroffenen eine Refertilisierungsoperation
durchgeführt.

Stationär / Ambulant: Die
Vasovasostomie wird sowohl unter ambulanten als auch unter stationären
Bedingungen durchgeführt. Die Vorgehensweise ist von der durchführenden
Abteilung abhängig. Für die ambulante Operation sprechen die geringeren Kosten.

Kosten der Operation und Kostenübernahme
durch die Krankenkasse:
Die Vasovasostomie kostet zwischen 1.000 und 4.000€.
Hinzukommen Anästhesiekosten zwischen 600 und 1.000€. Die gesetzlichen
Krankenkassen kommen im Regelfall nicht für den Eingriff auf. Auch private
Krankenkassen übernehmen die Kosten im Regelfall nicht.

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