Adipositas ist der medizinische Fachbegriff für starkes
Übergewicht. Obwohl die Adipositas gemäß ICD-10 als Krankheit eingestuft wird,
muss sie nicht zwingend durch eine Krankheit bedingt sein oder (zum Zeitpunkt
der Diagnose) unmittelbar weitere Krankheiten nach sich ziehen. Man geht aber
davon aus, dass starkes Übergewicht über ein normales Maß hinaus (als
Richtlinie gilt hier ein BMI von mindestens 30) zahlreiche Krankheiten
begünstigen kann, darunter zum Beispiel Diabetes II („Altersdiabetes“),
Bluthochdruck, Verschleiß des Bewegungsapparates und weitere. Allerdings sollte
selbstverständlich auch hier stets der gesamte Mensch mit seinen individuellen
Befindlichkeiten gesehen werden, so dass Adipositas ohne weitere Untersuchung
nicht als Erklärung für alle Beschwerden herhalten kann und darf.
Unterschiedliche Stufen von Adipositas
Starkes Übergewicht kann darüber hinaus auch als
Fettleibigkeit oder seltener als Obesität (wie im Englischen: obesity)
bezeichnet werden. Der internationale Diagnoseschlüssel kennt fünf verschiedene
Formen von Adipositas, darunter solche, die durch eine erhöhte Kalorienzufuhr
oder durch Arzneimittel hervorgerufen wurde. Wenn die genauen Umstände, die zur
Entwicklung des starken Übergewichts geführt haben, nicht klar sind, dann kann
zum Beispiel eine „Sonstige Adipositas“ vorliegen. Auch Erkrankungen zum
Beispiel des hormonellen Systems können eine Adipositas begünstigen. Zudem geht
man von einer genetischen Prädisposition aus, also einer Veranlagung, die die
Entstehung starken Übergewichts zumindest begünstigt. Unter Experten ist zudem
umstritten, was zuerst da war: Ein zum Beispiel krankhaft gesteigerter Appetit
oder eine sehr schlechte Stoffwechsellage, die dann zur Entstehung von
Adipositas führt, oder umgekehrt. Hier muss wohl von sich wechselseitig
ungünstig beeinflussenden Faktoren ausgegangen werden.
Die World Health Organization (WHO) kennt zudem verschiedene
Stufen, die das Ausmaß der Adipositas unabhängig ihrer jeweiligen Ursachen
kennzeichnen. Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt demnach als Normalgewicht,
ein Wert zwischen 25 und 29,9 als Übergewicht, das dann auch bereits als
Prä-Adipositas bezeichnet werden kann. Anschließend folgen Adipositas Grad I
(bis 34,9) und Adipositas Grad II (bis 39,9) sowie die morbide Adipositas mit
einem BMI ab 40. Hier ist das Risiko für die Entstehung von Folgeerkrankungen
stark erhöht. Allerdings ist auch dieses Konzept umstritten, weil der BMI
nichts über die Körperfettverteilung oder überhaupt den Anteil an Körperfett
aussagt. Sportler mit großer Muskelmasse beispielsweise würden nach dieser
Definition unter Umständen bereits als übergewichtig gelten. Neuere Ansätze
nehmen daher insbesondere den Bauch- und Taillenumfang ins Visier.
Behandlung von Adipositas und Kritik am Behandlungskonzept
Starkes Übergewicht wird durch eine Vielzahl an Verfahren
behandelt. An erster Stelle bei Adipositas durch erhöhte Kalorienzufuhr steht
dabei meist eine Veränderung der Lebensgewohnheiten, mit vermehrter Bewegung
und Ernährungsumstellung. Dies kann im Rahmen einer ärztlichen Behandlung, aber
auch durch eine Ernährungsberatung (allein oder in der Gruppe) erfolgen. Dabei
gibt es auch hier Kritiker, die behaupten, dass eine Stoffwechselentgleisung –
wie sie eben oftmals bei Patienten mit Fettleibigkeit vorliegt – nicht durch
eine Reduktion der Kalorienzufuhr adäquat behandelt werden kann, gerade weil
Betroffene gar nicht unbedingt mehr Kalorien zu sich nehmen als schlankere
Menschen. Von einigen wird die Tatsache, Übergewicht ohne weitere Beschwerden
per se als Krankheit zu definieren, abgelehnt. Andere Theorien gehen ebenfalls
davon aus, dass die üblichen Maßnahmen mit Ernährungsumstellung und mehr
Bewegung ins Leere laufen, allerdings aus anderen Gründen: Die
Selfish-Brain-Theory geht davon aus, dass das Problem im Kopf liegt – also
konkret im Gehirn, dass die vermehrte Kalorienzufuhr regelrecht fordert. Hier müssten
andere Ansätze entwickelt werden, um Betroffenen langfristig zu helfen. Auch
psychotherapeutische bzw. verhaltenstherapeutische Therapieformen werden
angewandt.
Je nach Grad der Adipositas kann ein chirurgischer Eingriff
Abhilfe schaffen: Hier wird zum Beispiel operativ ein Magenband oder, auch bei
weniger stark ausgeprägter Adipositas, ein Magenballon eingesetzt. Hierdurch
wird das Magenvolumen deutlich verkleinert, es kann automatisch weniger Nahrung
aufgenommen werden, und der Patient nimmt in der Regel ab. Diese Maßnahme kann
auch in sonst aussichtslosen Fällen einen deutlichen Erfolg bringen. Sie
erfordert allerdings eine allgemein gute Gesundheit, da ein operativer Eingriff
gerade bei starkem Übergewicht mit einigen Risiken verbunden ist. Zudem sollte
auch die chirurgische Behandlung durch eine vernünftige Therapie begleitet
werden.
Schließlich stehen zur Behandlung auch Medikamente wie
Appetitzügler oder solche, die die Fettaufnahme durch die Nahrung reduzieren,
zur Wahl. Einige verschreibungspflichtige Medikamente sind inzwischen auf Grund
starker Risiken aus dem Verkehr gezogen. Auch bei der pharmakologischen
Therapie sollte stets ein Mix an Maßnahmen kombiniert werden.