Viele Menschen im Alter sind einem hohen Risiko ausgesetzt, einen Unfall im eigenen Wohnbereich zu erleiden. Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) gibt es in Deutschland jedes Jahr mehr als zwei Millionen Unfälle im Haushalt. Insbesondere sind hieran zahlreiche Senioren beteiligt, sodass Unfallchirurgen und Orthopäden vor diesem erhöhten Unfallrisiko warnen, und dies auf eine verminderte Reaktionsfähigkeit, erhebliche Gleichgewichtsstörungen, Schwerhörigkeit, mangelnde Sehkraft und auch mangelnde Fitness zurückführen. Herumliegende Gegenstände können nach Meinung der Experten das Unfallrisiko noch zusätzlich erhöhen.

Die schnelle Reaktionsfähigkeit sowie die Muskulatur nimmt mit zunehmendem Alter immer weiter ab – auch bedingt durch alterstypische Erkrankungen wie z.B. bei Parkinson oder Demenz. Dies führt zu einer allgemeinen Unsicherheit beim Gehen bzw. Stehen, und wenn es zu einem Sturz kommt, hat dies meist schwerwiegende Folgen. Laut den Experten sterbe jeder dritte Patient mit einer hüftgelenksnahen Fraktur und bei einem Alter über 85 Jahren innerhalb des ersten Jahres. Indes ist es immens wichtig, dass Senioren Vorsorgemaßnahmen ergreifen, um das Unfallrisiko zu minimieren.

Hilfreiche Tipps zur Unfallvermeidung im Wohnbereich

Eigentlich sind nur minimale Anpassungen im Wohnbereich erforderlich, um Unfällen vorzubeugen. Jedoch sollten diese Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt werden und nicht erst dann, wenn es bereits zu einem Unglück gekommen ist. Dabei ist es kein Zeichen von Schwäche, seniorengerechte Anpassungen im Wohnbereich vorzunehmen. Wenn die folgenden Anpassungsmaßnahmen nicht selbst ausgeführt werden können, so sollten Dritte um Hilfe gebeten werden. Des Weiteren finden sich in der Broschüre „Zuhause sicher Leben“ (pdf) weitere Informationen und Hilfestellungen.

  • Alle Stolperfallen, wie zum Beispiel Teppiche ohne eine rutschfeste Unterlage oder offen liegende Kabel sollten entfernt oder entsprechend befestigt werden.
  • Im Badezimmer sollten rutschfeste Unterlagen installiert werden, insbesondere in der Dusche/ Badewanne und auf dem Boden. Darüber hinaus sollten Sicherheitsgriffe in der Dusche/Badewanne angebracht werden. Auch das Anbringen eines solchen Sicherheitsgriffes an der Toilette kann sehr sinnvoll sein.
  • An Stellen im Wohnbereich, die nur schwer zu bewältigen sind, sollten Steh-, Steig- sowie Aufstehhilfen befestigt werden. Zudem ist es sinnvoll, Treppen mit einem Handlauf zu versehen.
  • Die gesamte Beleuchtung im Wohnbereich sollte hell und blendfrei sein. Beispielsweise können Lampen mit Bewegungsmeldern installiert werden. Gerade bei nächtlichen Toilettengängen kann dies sehr hilfreich sein.
  • Lebensrettende Alarmsysteme für Notfälle, wie zum Beispiel eine Rufhilfe oder ein Armband mit Alarmknopf sind besonders bei hochbetagten Senioren empfehlenswert. So kann gewährleistet werden, dass im Notfall schnell Hilfe vor Ort ist.

Neben den zuvor genannten Vorsorgemaßnahmen sind sportliche Präventionsmaßnahmen hilfreich, denn der Erhalt der körperlichen Fitness kann ebenfalls zur Abwehr von Unfällen und Verletzungen beitragen. Zudem können sportliche Betätigungen, wie zum Beispiel regelmäßige Spaziergänge, Ballspiele oder ein leichtes Muskelaufbautraining auch die Reaktionsfähigkeit trainieren, was das Unfallrisiko nochmals senkt. Auch bei körperlichen Einschränkungen muss nicht gänzlich auf Bewegung verzichtet werden. Von vielen Einrichtungen werden unterschiedliche Programme für die Erhaltung der Fitness gezielt für Betroffene angeboten. Oftmals werden die Kosten für diese Programme oder Kurse auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Altersgerechtes Wohnen

In einigen Fällen reichen nützliche Hilfsmittel aus und in anderen Fällen kann ein Umbau erforderlich werden. Dabei ist die Bandbreite der möglichen Maßnahmen immens hoch und auch die damit verbundenen Kosten können je nach Art und Umfang mehrere tausende Euro betragen. Jedoch müssen Senioren für die Finanzierung nicht ganz allein aufkommen, denn je nach Sachlage gibt es finanzielle Unterstützungen von Versicherungen sowie dem Staat.

Wenn Hilfsmittel von einem Arzt verordnet werden, so werden die Kosten in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Welche Voraussetzungen für eine solche Kostenübernahme gelten und was im Detail zu den geförderten Hilfsmitteln zählt, können Betroffene bei ihrer Krankenkasse erfragen.

Von der Pflegekasse werden bauliche Verbesserungen sowie Pflegehilfsmittel übernommen, wenn der Antragsteller pflegebedürftig ist. Beispielsweise gehören hier zu den Pflegehilfsmitteln die Installation eines Hausnotrufes oder die Kostenübernahme für ein Pflegebett. Zu den baulichen Veränderungen zählen zum Beispiel Verbreiterungen von Türen oder die Installation eines Treppensitzliftes. Bevor aber mit solchen Umbauarbeiten begonnen wird, sollte unbedingt vorab ein Gespräch mit der Pflegekasse geführt werden. Zudem erhalten Betroffene auch hier die entsprechenden Anträge.

Zur Förderung von Umbaumaßnahmen für das altersgerechte Wohnen gibt es auch in vielen Städten, Kreisen und Gemeinden spezielle Förderprogramme. So können Betroffene unabhängig vom Alter, Einkommen und Pflegebedürftigkeit zinsgünstige Darlehen bei der KfW-Bank beantragen. Außerdem gibt es Zuschüsse, wenn ein barrierefreies Wohnen geplant ist. Zu beachten ist allerdings, dass diese Fördermittel nur dann bewilligt werden, wenn die Maßnahmen von einer Fachfirma ausgeführt werden. Detaillierte Informationen zu diesen Fördermöglichkeiten und Zuschüssen erhalten Betroffene bei der KfW-Bank oder ihrer Hausbank.

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